Handwerkskunst – Schaltung vs. Automatik

von Kowalski | am 20 Dez 2016

Mein erstes Auto war ein Schalter. Völlig selbstverständlich rührte ich, Anfang der 80ziger Jahre, in einem 4-Gang-Getriebe. Wer geschickt rührte, hielt die Maschine vorne bei Laune und sich damit auch. In der Fahrschule war das mechanische Getriebe fester Bestandteil des Lehrplans. Bevor wir zum ersten Mal die Kupplung traten, hatten wir eine gute Ahnung vom Zusammenspiel Motor und Getriebe. Es gab damals auch schon automatische Getriebe, im Metzger-Mercedes der Nachbarschaft, beispielsweise. Das Auto hatte kein Getriebesäckchen aus feinem Leder, sondern ein paar Buchstaben zur Wahl. D stand für Dauerbetrieb. Dauerlangweilig halt.

An unserer Einstellung änderte sich erst recht nichts als unsere lieben Eltern später dann in der Sonderausstattungsliste ihres Neuwagens ein Kreuzchen beim aufpreispflichtigen Automatikgetriebe machten. Nein, wir wollten und mussten schalten. Unsere Autos hatten in der Regel nicht übermäßig viel PS, die automatischen Getriebe vernichteten die Power der Maschinen und verbrauchten mehr Treibstoff.

Das sieht heute, 35 Jahre später, deutlich anders aus. Die Getriebeautomaten haben sich ganz erheblich weiterentwickelt und bieten heute in Oberklasseautomobilen 8, 9 oder 10 Vorwärtsgänge. Damit lassen sich die meisten Drehmomentkurven ganz hervorragend ausnutzen um sparsam und entspannt unterwegs zu sein. Wer seine Höchstgeschwindigkeit in einem größeren Mercedes bei 2.500 säuselnden Umdrehungen erleben will, wird nur mit der angebotenen 9-Gang-Automatik glücklich werden. Was aber ist mit den Sportwagenfahrern? Diese Klientel will Drehzahl und Spaß, oder? Das wollen sie, keine Frage. Ein sehr gutes Beispiel für automatische Sportgetriebe ist das aktuelle Porsche-Doppelkupplungsgetriebe (PDK). Nur 30 Kilo schwerer als das mechanische 7-Gang-Getriebe aber klar schneller geschaltet und leicht sparsamer im Treibstoffverbrauch.

Warum aber ordern noch immer fast 70% der deutschen Neuwagenkäufer mechanische Getriebe? In erster Linie sind die Automatikgetriebe deutlich teurer als die mechanische Grundausstattung. Während in den USA viele Neuwagen direkt mit Automatikgetriebe ausgeliefert werden (mechanischer Getriebeanteil in den USA liegt bei ca. 9%) oder nur einen geringen Aufpreis kosten, sind in Europa die mechanischen Getriebe Standard. Der Aufpreis für den Mustang GT Automatik beträgt in den USA umgerechnet 1.150 Euro zu 2.000 Euro bei einem deutschen Händler.

Ein weiterer Nachteil des Automatikgetriebes im Mustang ist die mangelnde Performance des Getriebes. Im Gegensatz zu hochmodernen Getriebeautomaten anderer Hersteller, verliert es Zeit gegenüber der manuellen Version in diversen Vergleichstests (sportauto 10/2016).

Änderungen in dieser Hinsicht wird es wohl erst mit der Einführung des 10-Gang-Automaten ab Modelljahr 2018 geben. Dieses neue Automatikgetriebe (Gemeinschaftsentwicklung GM/Ford unter Führung von Ford) kann im F-150 Raptor geordert werden. Interessant dürften dann die Leistungs- und Verbrauchsvergleiche gegenüber der mechanischen Getriebeart im Mustang werden. Aktuell wiegen die Vorteile des Mustang-Getriebeautomaten eher sehr dünn, selbst bei gemütlichen Fahrern.


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