Mobilität, Leidenschaft und Verantwortungsbewusstsein

von Kowalski | am 1 Dez 2019

 

Vielen Leuten wird es nicht gefallen, dieses Thema im Kreise von Autoenthusiasten zu diskutieren. Mit diesem Satz beginnt ein Artikel in dem US-Automagazin Road & Track.

 

Eine ernsthafte Diskussion, wenn sie überhaupt über den Klimawandel stattfindet, in einem Kreis von Gearheads, mündet selbst wohlgemeint schnell in Widersprüchen. Reine Autogesellschaften waren bisher eine Erleichterung, eine Insel, wenn es galt eine Pause einzulegen. Eine Pause im Kampf für die bisherige, mit Leidenschaft, gefahrene Mobilität.

 

Der Klimawandel ist unbestreitbar umstritten, aber auch unbestreitbar mit der menschlichen Mobilität verbunden. Wenn wir sowohl ein Gewissen als auch ein Auto haben oder wenn wir fliegen, Schiffe besteigen, Mitfahrgelegenheiten oder öffentliche Verkehrsmittel nutzen, ist uns das Thema wahrscheinlich längst in den Sinn gekommen. Jeder von uns ist mitschuldig. Der Planet verändert sich und wir wissen warum.

 

Ist es möglich, Umwelt und Automobil in Einklang zu bringen? Vielleicht. Dazu aber müssen wir verantwortungsbewusst und realistisch über Fluch und Segen der aktuellen Mobilität sprechen. Damit der geneigte Leser dran bleibt, beginnen wir mit dem Segen der individuellen Mobilität. Es ist noch immer sehr bequem morgens ins Auto zu steigen und damit zur Arbeit zu fahren. In ländlichen Gebieten noch deutlich nötiger als in den urbanen Bereichen der Republik. Letztere bieten mittlerweile mindestens ansatzweise akzeptable bis gute ÖPNV-Anbindungen, tägliche Wege zurückzulegen. Trotzdem ist es herrlich einfach in unseren Autos das individuelle Wohlfühlklima zu wählen, die passende Musik zu hören und auf seinen eigenen vier Reifen zur Arbeit zu fahren. Wir fahren noch immer gerne Auto, wir umgeben uns mit Style, Komfort und Technik. Dafür können wir auch bereitwillig mehr Geld ausgeben als der ÖPNV kosten würde. Dieser nämlich ist alles andere als individuell, bequem oder gar elegant. Damit wäre die Wahl der Mobilität eigentlich bereits gegessen wenn da nicht der Klimaschutz ganz massiv aufgetaucht wäre, den nicht wenige unter uns als Gängelei betrachten.

 

Einige Menschen glauben daher gerne, dass die Mehrheit der Klimawissenschaft einfach falsch liegt, dass die Menschheit nicht verantwortlich sein kann. Man muss sich fragen, ob die wissenschaftliche Gemeinschaft dieses Hin und Her langsam satt hat. Es erscheint mehr als seltsam, dass ein Großteil der wissenschaftlichen Gemeinschaft an eine Sache glaubt und ein hoher Anteil der Menschheit an das Gegenteil. In diesem Zusammenhang erinnern wir uns aber auch daran, dass in ganz frühen Zeiten die meisten Menschen der Ansicht waren, die Erde sei eine Scheibe. Wissenschaftliche Erkenntnisse bewiesen, dass die Scheibe Blödsinn war. Die Wissenschaft hatte sich gegen Glauben und Indoktrination durchgesetzt. Diese Erkenntnisse lassen sich in unsere Zeit allerdings nicht so ohne weiteres übertragen. Damals wurden die Diskussionen auf einer eher intellektuellen Ebene geführt. Heute sehen viele von uns die Veränderungen der Umwelt und beginnen zu handeln, andere Menschen aber ignorieren im Wahn der Selbstbestimmung. Die Frage ist nur, reicht die Zeit insgesamt für weitere noch viel drastischere Beweise wie den Untergang ganzer Städte, das Verbrennen von umfangreichen Landstrichen oder das unwiederbringliche Verschwinden heimischer Vegetationen und Tierarten?

 

 

Starte ich die Apokalypse, weil ich abends lange Sportwagenfahrten mache, um mich zu entspannen? Weil sich ein Großteil meines Lebens um den Genuss des Automobils dreht? Warum fühlen sich diese Fragen sowohl entscheidend als auch etwas lächerlich an? Es gibt keine einfachen Antworten. Wir haben das Auto so lange zu einem Teil unseres Lebens und unserer Umwelt gemacht, dass es manchmal schwierig ist zu erkennen, dass Straßen nicht für immer ausgebaut werden können, dass sich Verkehr und Umweltverschmutzung unvermeidlich vergrößern werden, wenn die Weltbevölkerung weiter wächst. Es wird schwierig, unsere Autos zu verehren, wenn man ihre Probleme erkennt. Wir lieben sie für das was sie uns an Freiheit und Emotion geben, aber wir verachten sich auch dafür was sie uns antun, wenn wir an die Opfer auf unseren Straßen denken.

 

Was wäre denn der Ausweg aus dem Dilemma? Verantwortungsbewusstsein. Ein gesundes Bewusstsein mit unserer Umwelt umzugehen. Jeder von uns hat es in der Hand den Klimawandel positiv zu beeinflussen. Verantwortungsbewusst mit dem Auto umzugehen ist nur ein Teil dabei. Wir müssen unsere Lebens- und Konsumgewohnheiten hinterfragen und mit dauerhaften Veränderungen in vielen Bereichen unsere Probleme lösen. Was diese Ziele letztendlich für unseren Enthusiasmus bedeuten, ist noch nicht klar. Bereits heute hätten wir allerdings die Wahl uns neugierig und flexibel zu zeigen. Auto wird auch weiterhin Spaß machen, Emotionen zeigen, Power fühlen. Wir alle gestalten mit.

 

 

 


Themen: Allgemein

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