Fahrvergnügen & Klimaschutz – Ford Focus MHEV

von Kowalski | am 21 Nov 2020

 

Fahrvergnügen und finanziell erschwinglicher Klimaschutz können sinnvoll kombiniert werden. So startete Ford nach den Sommerferien in Saarlouis die Produktion des Focus mit Mild-Hybrid in zwei Leistungsstufen (125 und 155 PS). Ich hatte die Möglichkeit, den neuen Focus MHEV in der 155 PS-Version für ein paar Tage zu testen.

 

Der Einstieg in die Elektromobilität beginnt bei Ford über seine 48-Volt-Hybrid-Technologie (MHEV): Bei geringeren Drehzahlen wird der EcoBoost-Benzinmotor von einem Elektromotor unterstützt – genauer: von einem riemengetriebenen Starter-Generator (Belt-driven Integrated Starter/Generator, BISG) mit einer Leistung von 11,5 kW (16 PS). Durch die Platzierung der 48-Volt-Batterie unter dem Beifahrersitz des Ford Focus konnte der Mild-Hybrid-Antrieb ohne Verlust von Gepäck- oder Passagierraum integriert werden. Der BISG ersetzt die konventionelle Lichtmaschine und ist in den Nebenaggregate-Strang integriert. Die elektrische Drehmoment-Unterstützung sorgt insbesondere im Drehzahlkeller für ein druckvolles, unmittelbares Ansprechverhalten des Turbo-Benziners. Zugleich ermöglicht das Mild-Hybrid-System, einen größeren Lader einzusetzen. Dies sorgt für mehr Leistung, bringt normalerweise aber auch ein trägeres Ansprechverhalten mit sich. Die Drehmoment-Unterstützung des Starter-Generators kann dieses “Turboloch” jedoch überbrücken.

 

In der Praxis funktioniert dieses System ganz hervorragend. Im direkten Vergleich mit unserem Focus Turnier Active mit der 1.0-Liter EcoBoost-Maschine (125 PS) machen sich nicht nur die 30 zusätzlichen PS bemerkbar, sondern auch der zielführende Einsatz des Elektromotors in ungünstigen Drehzahlregionen. Unsere Version im Turnier erfordert in manchen Situationen aufgrund des geringen Hubraums den Eingriff ins Getriebe, um die Fuhre bei Laune zu halten. Damit allerdings, steigt auch der Verbrauch. Nur wenn man in solchen Situationen auf die ansonsten sehr gute Performance der Maschine verzichtet, bleibt der Verbrauch um 6 Liter herum (Mixbetrieb). Hier setzt der Focus MHEV tatsächlich gekonnt ein, indem die Drehzahl der Maschine quasi festgenagelt wird und der Elektromotor für mehr Power einspringt. Besonders deutlich wird dieser Vorgang im unteren Drehzahlbereich. Bei vollem Leistungseinsatz wird der Unterschied zur normalen Version mit 125 PS ebenfalls deutlich. Das Auto geht eindeutig besser. Während unsere Version auf der Autobahn eigentlichen nur unwillig über 180 km/h läuft, legt die MHEV-Version hier noch einmal einen Riemen auf die Orgel. Wem also bei aller Sparsamkeit die Pferdchen doch einmal durchgehen sollten, im neuen Focus wird man nicht enttäuscht. Gesunde Erwartungshaltung vorausgesetzt.

 

Interessant ist auch, dass die Start-Stop-Automatik im MHEV seine Arbeit nur beim ersten Start offenbart. Später dann stellt sich die Maschine vor einem Stop im Rollbetrieb bereits bei 25 km/h komplett ab. Startet die Maschine dann durch das Treten der Kupplung, greift das System fast unmerklich ein und bringt den Motor wieder auf Anfangsdrehzahl. Im Schiebbetrieb wird die 48-Volt-Batterie automatisch aufgeladen (Rekuperation). Wenn Ökononomie und Klimaschutz im Auto fast automatisch funktionieren sollen, ist dieses im neuen Focus absolut gelungen. Das Auto in der Stadt zu bewegen, läuft in jeder Lage angenehm unauffällig.

 

Wer dann doch einmal engagiert zu Werke gehen will und den Sport-Modus wählt – die Instrumente zeichnen nun sportlich – wird nicht enttäuscht. Der Focus geht mit dem 1-Liter-EcoBoost erstaunlich gut während Überholvorgängen auf der Landstraße, ebenso auf der Autobahn in unbegrenzten Abschnitten. Solche Einsätze quittiert das Auto dann aber auch mit einem Verbrauch, der deutlich höher als die getesteten 5,3 – 5,6 Liter im Mix liegt. Mein niedrigster Verbrauch lag in der Testphase bei 4,3 Liter. Mit ein wenig Erfahrung im Umgang, hat der Focus MHEV Potenzial ein ehrliches 5-Liter-Auto zu sein.

 

Der Testwagen kam in der ST-Version mit einer sportlichen Innenausstattung, Sitzheizung, Klimaautomatik, Heizbare Frontscheibe, Tote-Winkel-Warner, Rückfahrkamera und perfektem Navi. Highlight für mich waren die LED-Scheinwerfer, die wirklich perfekt ausleuchten und den Aufpreis von gut 800 Euro wert sind. Verzichtbar fand ich persönlich das Head-Up-Display. Das digitale Anzeigenfeld ist sehr gut ablesbar und benötigt eigentlich keinen kleinen Bruder auf der Frontscheibe, zumal ich in meiner gewohnten fast-liege-Position auf der kleinen Scheibe kaum was sehen kann.

 

Fazit: Perfektes Auto für den Alltag. Sparsam, erschwinglich, sehr komfortable, mit einer Reihe von sinnvollen Ausstattungsdetails. Kann einem die Zeit ohne Mustang, außerhalb der Saison sehr erleichtern.

 

 

 

 

 


Themen: Allgemein

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