Testbericht: 2012 Mustang Boss 302 Laguna Seca

von Kowalski | am 8 Apr 2011


Laßt uns ehrlich sein und aussprechen was jeder weiss: Chevrolet und Dodge müssen anerkennen das der unangefochtene König des Pony-Cars der Ford Mustang ist. Ende der Diskussion. Über all die Jahre seit 1964 gab es immer wieder Sonderserien wie zum Beispiel Cobra, Mach 1 und Bullitt, die den Mitbewerbern das Leben schwer machten oder schlicht besser waren. Das gilt insbesondere für den Boss 302 der 1969 das Licht der Welt erblickte. Vom Start weg zeigte sich die Top-Sport-Version des Mustang jederzeit von der besten Seite und lehrte den Mitbewerbern das Fürchten. Obwohl damals nur eine kurze Zeit produziert wurde, der Boos 302 wurde nach dem Gewinn des Trans-Am Championship zur nationalen Ikone. Heute, 42 Jahre später baut Ford einen würdigen Nachfolger, der das Zeug hat sich mit den besten Sportautos seiner Zeit (BMW M3, Porsche Boxter S) zu messen.
Der Mustang Boss 302 Laguna Seca.
Nach dem Anlassen den 5.0 V8 wird sofort klar, das es sich hier nicht um einen normalen V8 handelt. Die leistungsgesteigerte Version liefert 446 PS bei 7400 Touren und legt beeindruckende 515 Nm an die Kurbelwelle. Der ohnehin schon sehr gute 5.0 aus dem GT wurde durch die Ford-Motoringenieure noch weiter auf Leistung und Standhaftigkeit getrimmt. Doppelhub-Nocken, geschmiedete Kolben, gehärtete Ventile, verstärkte Ventilfedern und Ölkühler um die +32 PS aus dem Motor zu realisieren. Das Ergebnis dieser Tuningmaßnahmen kommt im übrigen 1:1 in der Wettbewerbsrennversion 302R zum Einsatz der an den Rolex Grand-Am Serienläufen teilnimmt. Tradition verpflichet. Auf die Straße wird diese Kraft mittels eines extra abgestimmten, handgeschalteten 6-Gang-Getriebe gebracht. Ein beherzter Tritt auf das Gaspedal und augenblicklich beschallt die Abgasanlage des Boss 302 Laguna Seca die Umgebung mit einem kernig tiefen Klang aus den 2 Endrohren unterhalb der Heckschürze als Einheit des angedeuteten Diffusors sowie 2 weiteren Endrohren an den Seiten unseres flinken Ponys. Gestartet und nun raus auf die Piste. Klar, wir nutzen den angebotenen Performance-Schlüssel um mit der sportlichen Einstellung unseres Rides die Runden dort zu drehen wo schon in den 70iger Jahren der damalige Boss 302 die Championship gewonnen hatte. Auch im Innenraum hört sich der Boss 302 nach einer Spezialanfertigung an. Soundtechnisch haben sich die Ford-Ingenieure Mühe gegeben ein sehr sportliches Gefühl zu vermitteln. Die Gänge haben ein wenig lange Schaltwege, lassen sich aber jederzeit präzise einlegen. Nun heißt es das Pony sicher auf Kurs zu halten was mit dem Alcantara Lenkrad nicht schwerfällt. Einziger Wehmutstropfen ist die Kranzgröße. Ein wenig kleiner wäre sportlicher und für große Fahrer sicher auch passender. Wir pressen nun unseren Fuß aufs Blech und durcheilen die 0-60 mph in 4,1 sec, knapp besser als der aktuelle GT (4,6 Sekunden). Deutlicher wird der Unterschied zum GT auf der 4tel Meile, die der Boss 302 in knapp einer Sekunde schneller durcheilt.

Im Laguna Seca ist anstelle der hinteren Sitzreihe eine sehr stabile Überkreuzstahlkonstruktion, welche eine 10%ige Verbesserung der Stabilität bewirkt, ähnlich einer Domstrebe, eingebaut. Dadurch wird die, bauartbedingt weniger gut in Kurven zu fahrende Starrachse, deutlich ruhiger. Zusätzliche gewünschte Neutralität des Fahrwerks auf Niveau einer Einzelradaufhängung wird durch das verbaute Torsen Differenzial (http://de.wikipedia.org/wiki/Torsen-Ausgleichsgetriebe) erreicht. Dazu passend wird der Boss 302 Laguna Seca ausschließlich mit den auf der Straße klebenden 19“ Spezial-Pirellis ausgeliefert. In dieser Kombination bleibt das Rasse-Pferdchen erstaunlich neutral in den Kurven und kann die Vorteile des Geradeauslaufes einer Starrachse ausspielen.

Die Dämpfung des Fahrwerks erlaubt 5 Stufen der Justierung. In der härtesten Stufe 5 konnten wir beeindruckende Fahrversuche auf der Kreisbahn unternehmen. Dieser Mustang wurde mit allen gestellten Aufgaben spielend fertig und dürfte der, bisher fahrwerksmäßig, beste je gebaute Mustang sein. Hier auf dem Mazda Raceway Laguna Seca konnte der Boss 302 die 3,6 km in 1min 39,5 sec. zurücklegen. Ein Wert der einen Porsche 911 GT3 oder einen Nissan GT-R Fahrer aufhorchen läßt. Dabei überzeugte der Boss 302 vor allem durch seine Haltbarkeit. Wir dürfen hier nicht vergessen, das der Mustang Boss 302 Laguna Seca eine Serienauto ist und den Rundkurs einen ganzen Tag ausgesetzt war. Dabei brauche er außer neuen Reifen nur ein paar Tankstops.

Hier auf dem Rennrundkurs machen die Sporteinstellungen auch Sinn. Die ca. 400 modifizierbaren Parameter, verändert durch die Verwendung eines speziellen Startschlüssels, (https://blackmustangclub.de/?p=112) machen aus dem Boss 302 eine Rennmaschine. Für den normalen Straßeneinsatz sollte dieser Schlüssel jedoch zu Hause bleiben. Im Stock-Modus kann man den Wagen völlig entspannt durch die Stadt zirkeln oder einen Ausflug über Landstraßen unternehmen. Auch das ist mit dem bis zu 47.140 $ teuren Boss 302 möglich. Leider werden von diesem Ausnahme-Mustang nur 750 Stück gebaut, daher ist Eile ist geboten um noch einen zu bekommen. Doch nicht nur die Exklusivität wird den Boss 302 zum gesuchten Klassiker werden lassen, auch seine Performance wird dafür sorgen. Respekt auf der Straße, wie auf der Rennstrecke. Der Mustang Boss 302 Laguna Seca wird sie sich verdienen.


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