Als am vergangenen Sonntag der Ford GT des Chip Ganassi Racing Teams mit der Nummer 68 als erster über die Ziellinie fuhr, war dieses Ergebnis mehr als ein Geschenk der Le Mans Organisation, wie in der deutschen Presse kolportiert wurde. Es war der bisherige Höhepunkt intensivster Arbeit wichtigster Akteure in der Ford Motor Company.
Als wir hier im Blog vor fast zwei Jahren einen Artikel https://blackmustangclub.de/?p=3418 über die Rückkehr von Ford nach Le Mans schrieben, konnten wir nicht wissen wie weit die Vorbereitungen bereits liefen, tatsächlich in den Euro-Motorsport wieder eingreifen zu wollen. Erste Pläne griffen bereits vor acht Jahren als zuerst nach den besten Leuten für das Team im Unternehmen gesucht wurde. Das sogenannte „soul-searching“. Nicht alle Ford Führungskräfte waren sich anfangs sicher einen sehr großen Haufen Geld in ein zuerst einmal unsicheres Projekt im Hinblick auf den Erfolg in die Hand zu nehmen. Insbesondere Mark Fields war zuerst sehr skeptisch gegenüber der Idee. Es ging schließlich nicht darum nur dabei zu sein, sondern es ging um den Sieg. Die Erinnerungen an die Versuche mit Jaguar in der Formel 1 zu fahren, kosteten dem Unternehmen eine Unmenge Geld, welches quasi durch den Windkanal geblasen wurde. Ressourcen, finanziell wie personell, auf hohem Niveau für dieses Projekt zu bündeln war ein hohes Wagnis in Zeiten knapper Kassen. Signale an die Ford-Motorsportfans gingen auch eher in eine andere Richtung. Ford verabschiedete sich in Europa aus dem Rallyesport.
Erste Pläne in die LMP1-Klasse neben Audi, Porsche und Toyota einzusteigen waren nicht realisierbar. Die ersten 30 Monate hätten 500 Millionen US-Dollar gekostet. Jedes Jahr wären für eine ernsthafte Siegchance noch einmal 125 Millionen dazu gekommen. Absolut entmutigende Zahlen. Die Chance in Le Mans auf das Podium zu kommen, konnte für den Vorstand nur heißen in der GTE Pro Klasse zu fahren. Anfänglich wurden tatsächlich ernsthafte Studien durchgeführt den Mustang (S550) wettbewerbsfähig in der Le Mans GTE Pro Klasse zu machen. Codename: „Project Silver“. Ford Produktentwicklungschef Raj Nair bündelte um sich herum die talentiertesten Ingenieure, Designer, Fahrzeugdynamik-Experten und Aerodynamik-Spezialisten innerhalb des Unternehmens und setzte sie auf dieses Projekt an. Der Renn-Mustang sollte Realität werden. Der Aufwand dieses Projekt mit dem Mustang als wettbewerbsfähiges Auto auf die Rennstrecke zu bringen gestaltetet sich allerdings sehr problematisch. Radikalste Änderungen am Mustang selbst, wie zB. eine Kohlefaserstoff-Fahrgastzelle hätten das Projekt weit teurer als geplant werden lassen. Die DNA des Mustang war für die speziellen Anforderungen auf der Rennstrecke nicht ausgelegt. Das zu ändern ging damals nicht über die Tische des Vorstands. Sackgasse? Mitnichten. Ford hatte bereits bestimmt eine neue Auflage des Ford GT auf den Markt zu bringen. Hier konnte im Gegensatz zum Mustang direkt bei der Konstruktion für den späteren Renneinsatz geplant werden. Zuerst wurde die Renn-DNA angelegt und danach für die Serie gebaut. Eine absolut erfolgsversprechende Reihenfolge.
Das alles geschah in absoluter Geheimhaltung. Bis zu seiner Vorstellung im Januar 2015 hatte keine Autoseele dieser Welt außerhalb des innersten Ford-Zirkel auch nur einen Schimmer vom Ford GT Projekt. Diese absolut wasserdichte Geheimhaltung in unserer Zeit war die erste Top-Leistung von Ford. All das war vor allem deshalb möglich, weil die allerwichtigsten Ford-Leute wie Bill Ford, Edsel Ford, Ford Performance-Chef Dave Pericak, Mark Fields und Raj Nair absolut hinter dem Projekt standen.
Daneben konnte Ford mit Larry Holt und seinem talentierten Team von Multimatic wirkliche Profis gewinnen, um eine erstklassige Rennmaschine auf die Strecke zu bringen. Ford kümmerte sich derweil parallel um die Straßenversion des Ford GT.
Last but not least holte man mit Chip Ganassi die ultimative Rennzirkus Firstclass-Truppe aus der Szene ins Boot. Die Zusammenstellung von Technikern und Crew Personal neben der Strecke, wie die Rekrutierung von erstklassigen und namhaften Piloten für die insgesamt vier Ford GT, stellte sicherlich eine der besonders wichtigen Säulen des Erfolgs dar.
Der Sieg in Le Mans, ein bedeutender Erfolg für alle, die von Anfang an damit beauftragt wurden. Wiederholt nach 50 Jahren die 24 Stunden von Le Mans zu gewinnen (1,3 und 4) darf daher berechtigt als einer der stolzesten Momente in der Firmengeschichte von Ford bezeichnet werden.
Nach dieser Dauerhöchstleistung die Zielflagge als Nummer eins zu sehen, ist der unzweifelhafte Erfolg harter Arbeit, viel Engagement, Ausdauer, Kreativität und dem unbändigen Willen erfolgreich in den Motorsport zurückzukehren. Henry Ford hatte den Motorsport als Antrieb für die Serie schon sehr früh begriffen. Er hat Grund stolz auf alle Beteiligten zu sein.
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