Das Auto-Enthusiasten der puren Gier einiger Banker deutlich gestiegene Oldtimer-Preise zu verdanken haben, hätte noch vor 2010 sicher keiner vermutet. Seit es für Sparer keine attraktiven Zinsen mehr gibt, pumpen diese ihr Geld halt in Immobilien, Gold oder eben Oldtimer. Die Preise für Automobile aus den Zeiten von Rock n’ Roll und Wirtschaftswunder legen seit Jahren kontinuierlich zu. Darüber freuen sich nicht nur die speziellen Heavy-Metal-Enthusiasten, leider haben auch kriminelle Zeitgenossen ein Auge darauf geworfen. Leittragende dieser Entwicklung sind neben den Eignern von wertvollen Mercedes und Porsche besonders auch die Besitzer von US-Oldtimern wie dem Ford Mustang.
So geschah es in den frühen Morgenstunden des 11. Juni 2016, dass Diebe in eine Tiefgarage in den Düsseldorfer Süden eindrangen, das Tor zu einer Gitterbox aufbrachen und das 1967er Mustang Cabrio eines Lesers unsers Blogs entführten. Obwohl der Diebstahl von einem Nachbarn beobachtet wurde, entkamen die Diebe unbehelligt. Seitdem herrscht gähnende Leere auf dem Abstellplatz, auf dem seit fast neun Jahren das im Jahr 2007 komplett restaurierte Fahrzeug gestanden hatte.
Ähnlich erging es einem Paar aus Kornelimünster bei Aachen, deren 1970er T5 mit einem Motor aus einem Boss 302 Anfang August 2015 vom Straßenrand gestohlen wurde. Das Auto war schon seit 32 Jahren in ihrem Besitz. Selbstredend, dass hier nicht nur ein wertvolles Auto, sondern damit auch viele Erinnerungen wohl auf immer verschwanden.
Ebenfalls in Düsseldorf, übrigens zusammen mit der Stadt Köln ein sehr gefährliches Pflaster für Oldtimer im Hinblick auf unerlaubte Entwendung, wird ein 1968er Mustang GT390 seit einigen Wochen vermisst. Hier kann noch nicht einmal der genaue Zeitpunkt des Verschwindens ermittelt werden. Viele Liebhaber historischer Autos fluten die Vergaser meist nur bei gutem Wetter. Da steht ein solches Auto schon einmal Monate in der sicher geglaubten Garage. Umso größer war der Schock, als der Besitzer am 10. Juli 2016 seine Einzelbox in einer Tiefgarage im Stadtteil Derendorf aufgebrochen und leer vorfand.
So gibt es zahlreiche Fälle von Diebstählen aus dem Rhein-Ruhrgebiet und dem Norden der Republik, die sich den meist rudimentären Diebstahlschutz älterer Fahrzeuge zunutze machen.
Obwohl alle der hier aufgeführten Fälle sofort der Polizei gemeldet wurden, können die Gesetzeshüter in der Regel kaum Hoffnung auf die Rückkehr der Oldtimer in Aussicht stellen. Das liegt auf der einen Seite sicher an den sehr gut organisierten Diebesbanden, die gut vernetzt die Autos nach Belgien und Holland verbringen, auf der anderen Seite wohl aber auch an der personellen Schwäche der Polizei. Diebstähle aller Art haben seit Jahren nicht unerhebliche Zuwächse. Die Arbeitsaufgaben der Polizei darf man hier sicher als äußerst angespannt bezeichnen.
Manche Besitzer verschwundener Autos beauftragen daher bereits Detekteien, nach den Autos zu suchen. Dabei gelang es schon Kontakt zu Hintermännern der Diebe aufzunehmen und quasi wie in Entführungsfällen über Lösegelder der Oldtimer wieder habhaft zu werden. Auf diese Dreistigkeit der Verbrecher eingehen zu müssen, ist schier unfassbar, aber oft der einzige Weg, leere Plätze in Garagen wieder füllen zu können. Nach geltender Rechtslage ist das „Lösegeld“ von der Versicherung zu erstatten, auch wenn diese ein solches Vorgehen beileibe nicht gutheißen.
Was uns bleibt, ist daher die Prävention. Zwar gibt es zahlreiche Diebstahlschutzsysteme, die aber nur bedingt dazu geeignet sind, eine sogenannte “Totalentwendung” zu verhindern oder mindestens signifikant zu erschweren. GPS-Tracker haben eine sehr begrenzte Batterielaufzeit und können mit einem zwar illegalen, aber leicht zu erwerbenden Störsender außer Kraft gesetzt werden. Zündunterbrecher (sog. Kill Switches) können ebenfalls leicht außer Gefecht gesetzt werden, auch wenn sie versteckt angebracht wurden. Ein Zündkabel oder den Verteilerfinger auszubauen, ist auch nicht jedermanns Sache und wirkt natürlich nur, wenn das Diebesgut von den Tätern auf eigener Achse bewegt werden soll. Einzig eine wirklich stabile Parkkralle, selbstverständlich auch in der Garage angelegt, behindert die Diebe massiv bei Ihrem Tun.
Gegen Diebstahl durch Abschleppen helfen alle erwähnten Maßnahmen nicht. In der Tat gibt es Fälle, bei denen Fahrzeuge am helllichten Tag mit Abschleppfahrzeugen entwendet wurden. Das professionelle und dreiste Auftreten der Täter erweckte dabei den Eindruck, dass alles seine Ordnung hat. Erst später stellt sich heraus, dass das vermeintliche Abschleppunternehmen gar keines war.
Eine probate Strategie ist, durch eigene, offensive Öffentlichkeitsarbeit (beispielsweise über Facebook) das gestohlene Fahrzeug unverkäuflich zu machen. Denn nur, wenn die Diebe erkennen, dass ein Verkauf unmöglich ist, besteht die Chance, ein Angebot zum Rückkauf zu erhalten. Dennoch besteht auch hier die Gefahr, dass Trittbrettfahrer die Hand aufhalten, ohne dass sie überhaupt Zugriff auf das Diebesgut haben. Bei den Recherchen dazu oder der Kontaktaufnahme sollte man sich ggf. von Profis auf diesem Gebiet unterstützen lassen.
Bleibt zu wünschen, dass die Besitzer automobiler Raritäten, nicht nur amerikanischer Provenienz, gut auf Ihre Schätzchen aufpassen und den Diebesbanden das Leben so schwer wie möglich machen.
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