Bronco – ungezähmte Träume

von Kowalski | am 8 Okt 2016

Die Woche war nicht meine. Zeit für ein bisschen Träumerei. Ich sehe ein attraktives, kompaktes Auto; Zweitürer mit Bodenfreiheit. Die Autotür öffnet leicht, ist nicht zu lang. Meinen Hintern schwinge ich ziemlich waagerecht auf das bequeme Ledergestühl. Neben mir klackt die Tür ins Schloss. Bei der ersten Berührung des Türgriffes wusste die Elektronik schon wer ich bin. Nun begrüßt mich das Instrumentenpanel mit einem weiblich dahingehauchten: „Wohin darf ich dich mitnehmen?“. Ich antworte: „Nur weg hier“. Madame meldet optisch, das die Batterie gut für 550 Kilometer ist, falls sie im Eco-Modus bleiben soll. Sämtliche Parameter checken sich automatisch ab und schieben sich in den Grünen Bereich. Es geht zur Küste, klar, meine Vitalwerte signalisierten Entspannungsbedarf. Heute wähle ich den Selbstfahrmodus. Will fühlen, was tun aber nicht zu viel. Entspannt rolle ich über den Zubringer zur Autobahn. Ich atme tief durch, meinem Ziel entgegen.

Unterwegs bin ich im Elektro-Bronco, Baujahr 2018. Ford entschied sich dazu, dieses herrlich kompakte Allrad-SUV früher auf den Weltmarkt zu bringen. Die Zeit für bezahlbare Elektromobilität erschien auf der Zeitleiste doch deutlich früher als von vielen Beobachtern vermutet. Wenn mein Auto-Herz hauptsächlich für schnelle Coupés, wie dem Mustang schlägt, ich dem Verbrenner vorne zuhören will und begeistert alles an diesem Auto erleben möchte was sich mir bietet, dann muss das Elektroauto vor allem ganz, ganz anders sein.

Der E-Bronco bringt zuerst erlebbare Bequemlichkeit mit. Aufgeladen in weniger als 30 Minuten über den Ford-Charger am Hausstrom oder an den mittlerweile unzähligen Public-Chargern gibt es praktisch keine Wartezeit mehr. Beim Ford-Händler konnte ich mir meinen persönlichen Bronco mittels iPad und Videowall zusammenstellen. Dabei wird darauf geachtet was mein Bronco sein soll – Freitzeitmobil mit sehr individuellen Fähigkeiten. Arbeitsmodell mit spezifischen Hilfestellungen oder Alltagsauto mit größtmöglicher Flexibilität. Möglich ist alles, bis hin zur Wahl ob es vielleicht doch ein konventioneller EcoBoost Antrieb sein soll. Ich entschied mich für die E-Version des Bronco. Kaufen kann ich das Auto nicht, muss ich auch gar nicht. Ford rechnet bei E-Modellen über einen Grundbeitrag nur noch die Kilometer ab. Die Autos bleiben zuerst maximal sechs Monate beim Kunden. In dieser Zeit werden Ausstattungspakete getestet und die tatsächliche Kilometerleistung in Erfahrung gebracht. Nach der ersten Testmiete kann der Kunde jetzt noch günstiger über einen längeren Zeitraum mieten. Neben der Individualisierung bietet der Händler einen Wartungsvertrag, Versicherung, Reifen- und Leihwagenservice an. Der E-Kunde verliert niemals seine Mobilität und hat nur noch einen Ansprechpartner rund um sein Auto.

Zu weit geträumt? Nicht weiter als alle Broncofans, die nun eine Wiederauflage des beliebten SUVs wünschen, am besten mit V8. Eigentlich haben wir hier eher eine Chance auf wirklich Neues. Neue superleichte aber stabile Materialien, Mobilität und Flexibilität für einen großen Kundenkreis und vor allem die Chance den E-Antrieb in bezahlbaren Erlebnisautos zu integrieren. Wenn die komplette Infrastruktur funktioniert, wenn Händler die Betreuung der E-Kunden mit zahlreichen Erweiterungen innerhalb der Betriebe begreifen und mit Hilfe der Hersteller realisieren, dann muss der Traum keiner bleiben.

Nachfolgend noch ein Link aus 2013 über das Atlas-Concept und ein wenig Historie zum Bronco.

https://blackmustangclub.de/?p=1797

Feedbacks gerne unter ford_europe@aol.com

Die Ford Bronco Timeline

1966 Der Bronco wird vorgestellt – 1. Gen (früher Bromco) in 3 Bauarten, zu unterscheiden an den VIN’s, U13 = Roadster, U14 = kurze Kabine, U15 = große Kabine. Der Bronco war immer allradangetrieben und anfangs einfacher und stabiler Bauart.
1968 – Das Roadster-Modell wird eingestellt. In drei Jahren wurden nur 5.000 Exemplare davon verkauft. Produktion dauerte damit drei Jahre. Letztes Produktionsjahr des 289 ci V8.

1969 – Der neue Standard V8 ist nun der 302 ci. Es gibt jetzt einen Stabilisator vorne im Achsbereich und einen zweistufigen elektrischen Scheibenwischer.

1971 – Letztes Jahr für die Kurzkabine (U14). Innerhalb der letzten sechs Jahre wurden 17.262 Einheiten produziert. In den späten Tagen des Jahres 1971 änderte Ford das Verteilergetriebe von Dana30 auf das stärkere Dana44. Gleichzeitig war 1971 das erste Jahr, das mit der Option des Baja Bronco Package – mitkonstruiert von dem legendären Rennfahrers Bill Stroppe, lief.

1972 – Erstmalig wurde für den Bronco das Ranger Austattungspaket angeboten.
1973 – Einführung der Servolenkung und Automatikgetriebe (C4) als Option. Der 170 ci I6 wurde durch den größeren 200 ci I6 Motor ersetzt.

1974 – Es gilt als ziemlich gesichert, dass die Gen2 (78-79) die bereits in den Startlöchern stand, wegen der Energiekrise zurückgehalten wurde. 1974 war jedenfalls das letzte Jahr des Baja Bronco mit insgesamt nur 650 Exemplaren. (ziemlich teuer)

1976 – Bremskraftverstärker waren nun serienmäßig und Scheibenbremsen vorne eine Option.
1977 – Ende der Gen1 nach 11 Jahren Produktion mit insgesamt 225.797 Exemplare

1978 – Vorstellung der Gen2, gleichzeitig erstes Jahr des Fullsize-Bronco (FSB) wie in Vergangenheit basierte der Bronco auf dem F-100.
1979 – Nach nur einem Jahr wird die Gen2 durch die Gen3 ersetzt. Die Erklärung liegt eigentlich darin, dass oben die Gen2 viel älter war und nur zurückgehalten wurde. Das Baujahr hatte dann auch letztmalig vorne eine Starrachse. Auch letzte Option für den 400M ci V8.

1980 – Gen3 wird vorgestellt. Erstes Jahr der IFS (Einzelradaufhängung vorne)
1983 – Der Bronco II läuft vom Band, Grundlage ist der Ranger.
1982 – Die FORD-Buchstaben weichen dem Ford-Logo – war auch bei anderen Modellen so.

1985 – Erstes Jahr einer elektronischen Einspritzung zusammen mit der Top-Motorisierung (5.0 V8)

1986 – Gen3 Produktionsende
1987 – Die Gen4 wird vorgestellt. Zusätzlich wird eine 4-türige Version über Centurion Vehicles in White Pigeon (Michigan) angeboten. Verkauft werden von dieser Version (Centurion) zwischen 3.000 und 5.000 Stück. Die genaue Zahl ist leider nicht bekannt, da nicht offiziell von Ford verkauft.
1988 – Alle Broncos haben nun serienmäßig auf allen Motoren eine Einspritzanlage.

1990 – Ab 1990 bot Ford das neue, verstärkte E4OD-Getriebe an. 1991 gab es eine spezielle 25th Silver Anniversary Edition mit besonderen Firmenemblemen, in roter Lackierung und mit grauer Lederausstattung. Alle diese Fahrzeuge entstanden im LKW-Werk in Wayne (Michigan) auf denselben Produktionsbändern wie der F-150.

1992 – 1992 wurden der Bronco wie auch die F-Serie erneut überarbeitet. Diese Überarbeitung geschah vorwiegend in Hinblick auf Sicherheitsaspekte. Der Bronco erhielt eine verbesserte vordere Knautschzone, Schultergurte hinten, ein drittes Bremslicht am abzunehmenden Aufbau. Kosmetische Änderungen umfassten außen eine geneigte Frontpartie und innen ein neues Armaturenbrett. Erstmals wurden auch elektrisch verstellbare Außenspiegel angeboten, und 1996 erhielt der Bronco weltweit als erstes Auto Blinkleuchten in den Seitenspiegeln. Der Antrieb blieb unverändert.
1994 – Erstes Produktionsjahr mit Fahrerairbag
1996 – Die Gen5 wird bereits eingestellt.

1997 – Für eine 4-türige Version ersetzt der Expedition die viertürige Bronco-Version.
2004 – Der Bronco bleibt Thema bei Ford; leider nicht auf den Straßen. Das Angebot an PickUps und SUV scheint ausreichend zu sein. Keine ausreichende Nachfrage für den Bronco. Auf der North American International Auto Show 2004 wurde ein Bronco-Konzeptfahrzeug vorgestellt.  Einige Details des Fahrzeugs, wie die kastenförmige Dachlinie, der kurze Radstand und die runden Scheinwerfer, erinnerten an den ersten Bronco. Dieses Konzeptfahrzeug verfügte jedoch über einen 2,0 Liter – Turbodieselmotor und ein Sechsganggetriebe. Im März 2007 dachte Ford noch über eine Serienproduktion nach. Bei Umsetzung der Pläne in die Praxis wäre das Modell unterhalb des Ford Escape in die Modellpalette einzuordnen gewesen.

Apr 2014 – es folgen Spielereien von Fans hinsichtlich, Diesel-Maschinen im Bronco, eine SVT-Version etc. Nichts davon wird realisiert.

Feb 2015 – Ford sichert sich weiterhin „Bronco“ als Modellbezeichnung

Oct 2015 – Es tauchen Renderings und Konzept-Autos auf Messen auf. Teils sehr abenteuerliche Versionen unter Entbehrung jeglicher Grundlagen.
Feb 2016 – Immer wieder tauchen recht ansehnliche Renderings vom Bronco auf. Dabei wird über eine Art Retrodesign spekuliert.  Ebenso Ausstattung- und Motorisierungspekulationen sind kaum gesichert. Motoren aus der EcoBoost-Linie scheinen realisierbar ebenso wie ein Hybrid-Antrieb.

Feb 2016 – bis 2020 sollen insgesamt vier neue SUV von Ford vorgestellt werden. Das der Bronco dabei sein soll, gilt es relativ gesichert.

Oct 2016 – Ford sieht sich gezwungen Gerüchte über eine komplette Schließung des LKW-Werkes in Michigan zu dementieren. Die Arbeitergewerkschaft UAW bestätigt dann den Weiterlauf der Produktion von Ranger und Bronco in dem Werk.


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