Nach dem grandiosen Sieg in Schweden, vielen 2ten Plätzen und vor allem dem wenig schmeichelhaftem Ergebnis in Deutschland, nun ein verdienter Sieg für Ford in Australien. Damit wird die WM noch einmal spannend und zeigt das große Potential des Fiesta WRC. Anbei der spannende Bericht von Gerald Dirnbeck.
Hirvonen gewinnt mit Ford Fiesta WRC in Australien
von Gerald Dirnbeck
11. September 2011 – 10:16 Uhr
Mikko Hirvonen führt den Ford-Doppelsieg in Australien an und macht die WM spannend – Sebastien Loeb (Citroen) gewinnt die Power Stage
(Motorsport-Total.com) – Am letzten Tag der Rallye-Australien fanden noch sechs Wertungsprüfungen statt. Teamorder spielten auf den Schotter-Strecken eine Rolle. Ford drehte die Platzierung an der Spitze um. Jari-Matti Latvala bremste und ließ Mikko Hirvonen durch, der zum dritten Mal in Australien und zum zweiten Mal in dieser Saison gewann. Citroen reagierte und drehte ebenfalls die Reihenfolge um. Sebastien Loeb kam als Zehnter ins Ziel und sammelte drei Bonuspunkte in der Powerstage. Sebastien Ogier ging als Elfter leer aus. Dieser Ausgang wirbelte den WM-Stand kräftig durcheinander. Loeb führt drei Rallyes vor Saisonende mit 196 Punkten. Neuer Zweiter ist Hirvonen, der 15 Zähler Rückstand hat. Ogier fehlen nun 29 Punkte auf seinen Teamkollegen. Mit einem Doppelsieg hätte Citroen vorzeitig die Herstellerkrone gewinnen können. Nun ist der Vorsprung der Franzosen auf 62 Punkte geschrumpft. Sechs Schotter-Prüfungen wurden am Sonntag noch absolviert. Latvala musste als Erster auf die Piste gehen. Teamkollege Hirvonen begann den Tag mit 22,7 Sekunden Rückstand. Gleich auf der 21. Sonderprüfung, die über 14.83 Kilometer führte, setzte Hirvonen die Bestzeit und verkürzte den Rückstand um 5,4 Sekunden. “Das ist eine beängstigende Prüfung, weil sie so verdammt schnell ist. Ich fuhr voll, aber es war nicht sehr angenehm.”
Latvala fuhr die sechstschnellste Zeit, während die größte Gefahr für Ford von Petter Solberg ausging. Der Citroen-Privatier büßte nur 2,2 Sekunden auf Hirvonen ein. “Es war sehr knifflig und an manchen Stellen sehr schlammig. Es ist ganz anders als in der Recce.” Trotzdem lag der Norweger noch fast eine Minute zurück. Sein Bruder Henning (Ford) war unter der SupeRallye-Regel wieder dabei. Anschließend folgte mit der “Plum Pudding” genannten 22. Prüfung die längste Herausforderung des Tages. 30 Kilometer mussten absolviert werden. Ewgeni Nowikow (Ford) wurde ein Opfer der schwierigsten Prüfung der Rallye. Nach 7,3 Kilometer überschlug sich der Russe bei hoher Geschwindigkeit. Loeb verlangsamte und sah sich die Unfallstelle genau an.
“Ewgeni hatte einen schweren Unfall. Sein Auto ist an einer schnellen Stelle mitten auf der Straße gestanden. Wir sind langsamer geworden, um zu schauen, ob alles in Ordnung ist”, schildert der neunfache Weltmeister. “Wir sind dann langsam zu Ende gefahren. Es ist schwierig, wenn man so einen schweren Unfall sieht.” Dem Russen und seinem Co-Piloten ist zum Glück nichts passiert.
Die Bestzeit markierte Latvala und vergrößerte damit seine Gesamtführung um 2,4 Sekunden. Solberg und Hirvonen fuhren die zweit- und drittschnellste Zeit. Daniel Oliveira blieb mit seinem MINI am Straßenrand stehen. Ogier schob sich erstmals auf Platz zehn. Bevor es in die Mittagspause ging, mussten noch kurze 4,58 Kilometer absolviert werden. Auf dieser Prüfung wurde später noch die Power Stage gefahren. Loeb hatte es nach seiner verkorksten Rallye speziell auf die Bonuspunkte abgesehen. Zur Vorbereitung auf die Power Stage fuhr er gleich einmal die Bestzeit auf der 23. Sonderprüfung. “Ich habe angegriffen, um mich auf den Nachmittag vorzubereiten”, sagt der Franzose klipp und klar.
Für Ogier lief es dagegen nicht so gut. “Mir sind viele Fehler unterlaufen. Ich bin deshalb nicht glücklich.” Hirvonen und Latvala fuhren die gleiche Zeit, weshalb der Abstand bei 19,7 Sekunden blieb. Henning Solberg überschlug sich bei niedrigem Tempo, konnte aber mit einer Verzögerung von drei Minuten weiterfahren.
Entscheidung fällt am Nachmittag. Am Nachmittag wurden die gleichen drei Prüfungen absolviert. Hirvonen nahm Latvala in SS24 6,3 Sekunden ab “Ich habe etwas Zeit herausgeholt und wir liegen enger beisammen. Jetzt folgt noch eine lange Prüfung. Wir werden sehen, ob ich ihn einholen kann.” Henning Solberg kam mit einem gebrochenen hinteren Stoßdämpfer an seinem Ford Fiesta ins Ziel.
Die lange “Plum Pudding”-Prüfung sorgte schließlich für die Entscheidung. Hirvonen übernahm die Führung, denn Latvala blieb kurz vor dem Ziel stehen, um seinen Teamkollegen vorbeizulassen. “Ich bin vor der gelben Tafel stehen geblieben”, gibt Latvala offen zu. Wir haben als Team entschieden, dass Mikko in der Fahrer-WM eine bessere Chance hat. Deshalb wollte ich ihn unterstützen. Jeder Fahrer, der gewinnen will, braucht eine taktische Herangehensweise. Ich muss das Gesamtbild sehen und dem Team helfen.” Hirvonen führte nun mit 15,1 Sekunden Vorsprung. “Leider hat Jari-Matti seine Titelchance schon vor ein paar Monaten verloren. Er hilft mir jetzt. Ich bedanke mich dafür, denn es hilft mir beim Titelkampf. Es ist noch ein langer Weg, aber ich habe einmal den Titel um einen Punkt verloren. Deshalb weiß ich, dass jeder Punkt zählt.”
Auch Citroen reagierte auf den Ford-Schachzug. Ogier, der die Prüfung als Neunter startete, wurde hinter Loeb zurückbeordert, der nun Zehnter war. “Er ist etwas später gestartet, damit ich die Chance auf einen Punkt habe”, sagt Loeb anschließend dazu. Ogier meint: “Ich habe eine Teamorder erhalten und respektiere sie.” Der Franzose wurde gefragt, ob ihm die zwei verlorenen Punkte den Titel kosten könnten. “Kein Kommentar. Jeder kann sich seinen Teil denken.”
Loeb gewinnt Power Stage
Damit war die Rallye entschieden. Es stand nur noch offen, wer die Bonuspunkte kassiert. Die Bestzeit in der Power Stage ging an Loeb, der damit drei wichtige Zähler sammelte. “Ich bin sehr glücklich darüber, aber ich hätte natürlich lieber viel mehr Punkte erobert. Ich habe angegriffen, um zu sehen, was ich tun kann. Ich bin zufrieden mit dieser Rallye. Für mich, meinen Teamkollegen und mein Team war es keine gute Rallye.”
Während Citroen die Wunden leckte, feierte Ford den Doppelsieg. Hirvonen ging in der Power Stage allerdings leer aus. Es war sein dritter Triumph in Australien in Folge. “Mir gefällt dieser Ort. Hier ist es immer gut für uns gelaufen, aber nur weil wir ein gutes Team sind”, so der Finne. “Danke an Jari-Matti. Ich muss mit diesem Tempo weitermachen, wenn ich die WM gewinnen will.”
Latvala sammelte in der Power Stage noch zwei Punkte und zeigte, dass er in dieser Rallye den Speed für den Sieg hatte. “Es ist ein tolles Resultat für das Team. Natürlich wäre es toll gewesen zu gewinnen, aber diesmal hat es für mich nicht sein sollen. Hoffentlich hole ich das ein anderes Mal nach.”
Das Podium komplettierte Petter Solberg, der auch in der Power Stage die drittschnellste Zeit fuhr. “Ich bin sehr glücklich darüber, dass ich zurück auf dem Podest bin. Ich habe lange darauf gewartet. Für das Team ist es super. Es ist gut, wieder auf einem vernünftigen Tempo zu sein. Danke an das Team. Es war ein exzellentes Wochenende.”
Einen unauffälligen Sonntag fuhr Matthew Wilson, der seinen vierten Platz über die Distanz brachte. Es war nach Japan 2007 sein bestes Ergebnis in der WRC. “Es war ein schrecklicher Tag, weil die Abstände nach vorne und hinten gigantisch waren. Es ist toll, dass wir jetzt im Ziel sind und ich mein bestes Ergebnis eingestellt habe.” 8:45 Minuten lag er am Ende hinter Hirvonen zurück.
Khalid Al Qassimi (Ford) wurde Fünfter und schaffte somit das beste Ergebnis in seiner Karriere. Hayden Paddon wurde mit seinem Subaru Sechster und fixierte damit den Titel in der P-WRC. Loeb hatte sich am ersten Tag überschlagen und war weit zurückgefallen. Schließlich kam er auf Platz zehn ins Ziel. Sein Teamkollege Ogier wurde Elfter. Die nächste Rallye findet am ersten Oktober-Wochenende in Frankreich statt.
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