Die Verarbeitungsqualität von Fahrzeugen wird häufig kontrovers diskutiert. Der Verarbeitungseindruck, die Bedienbarkeit und Haptik der verwendeten Materialien werden subjektiv empfunden. Hilfreich kann hier der direkte optische Vergleich sein. Ohne aus diesem Vergleich eine Wissenschaft zu machen bin ich also los und verglich in den jeweiligen Autohäusern die Mitbewerber des Mustang 2015 als da waren Audi A5 Coupé, BMW 4er und das Mercedes E-Klasse Coupé. Ich achtete dabei bewusst nicht auf die Motorleistung oder den Gesamtpreis sondern fokussierte mich bei diesem ersten Vergleich auf den Einstieg, Vordersitze, Raumangebot im Font, Materialauswahl und auf die Montage der Lautsprecher in der Heckablage der jeweiligen Fahrzeuge.
Mustang-Beifahrersitz
Beginnend mit dem Mustang: Es ist eine Freude die Tür zu öffnen und ein projiziertes Pony auf dem Asphalt zu erblicken. Ebenso ist der beleuchtete Mustangschriftzug am Einstieg sicher ein gutes Stückchen „American way of drive“. Solche Gimmicks, welche mich persönlich emotional ansprechen, finden wir bei den eher nüchternen deutschen Premiummodellen nicht. Audi, BMW und Mercedes bieten solche Details nur über die Sonderausstattungsliste an (z.B. Lichtpaket im Audi).
Mustang-Seitenwangen nach ca. 5.000 km
Mercedes-Seitenwangen, Vordersitz (neu)
BMW Sitzwangen (neu)
Die Sitze des Mustangs sind bequem und bieten einen hervorragenden Seitenhalt. Nur im Mustang kann ich etwas über die Qualität auf längeren Strecken berichten. Dem Mustanggestühl bin ich bisher immer sehr entspannt entstiegen (serienmäßige Sitzklimatisierung). Die Mitbewerber sind hier sicher nicht schlechter, besser können sie allerdings auch nicht sein. Das Ford in der Materialauswahl der Rücksitze Kunstleder einsetzt empfinde ich nicht als Makel. Das gleiche Material für die Seitenwangen der Vordersitze einzusetzen halte ich jedoch schon für einen Nachteil. Die Seitenwangen werden beim Einstieg allgemein ziemlich belastet und sind in der Qualitätsauswahl der Mustang-Konkurrenten klar unterlegen. Mercedes und BMW verwenden schlicht ein stärkeres Echtledermaterial als Ford. Ich gehe davon aus, dass Ford hier in den nächsten Baujahren mindestens stärkeres Kunstleder einsetzen wird.
Lautsprecher, Heckablage Mustang von der Kofferraumseite gesehen
Lautsprecher, Heckablage Mercedes
Lautsprecheraufbau im Mercedes auf der Hutablage
Lautsprecheraufbau, Heckablage im BMW
Lautsprecher, Heckablage BMW 4er von der Kofferraumseite her
Die Einstellmöglichkeiten der Mustang-Sitze sind absolut tadellos. Intuitiv findet man schnell seine optimale Sitzposition. Das kann keiner der Mitbewerber besser.
Das Armaturenbrett, sämtliche Anbauteile und der Mitteltunnel sind im Mustang in einer absolut zeitgemäßen Materialqualität ausgeführt. Einzig der Mitteltunnel hätte nicht unbedingt im kratzsensiblen Hartkunststoff ausgeführt werden müssen. Wirklich besser ist hier nur der Audi, dessen Mitteltunnel mir persönlich am besten gefällt. BMW verwendet einen Materialmix auf einer Sichtebene; gut zu erkennen an den unterschiedlichen Farbtönen. Mercedes verbaut zwar insgesamt gute Kunststoffqualitäten für die sichtbaren Bereiche aber Hartplastik findet sich auch im Benz. Im BMW war eine Sitzwange auf der Innenseite des Fahrersitzes bereits faltig. Im Mercedes sieht man ebenfalls eine Beschädigung bei genauer Betrachtung der Bilder. Tadellos war das Gesehene damit nicht.
Trotz meiner Kritik Richtung Mustang-Innenraum: Der Emotionscharakter geht verdient an den Mustang. Ich persönlich will kein extrem sachliches Cockpit. Spielereien geboren aus der Tradition einer ganzen Modellhistorie sprechen mich deutlich stärker an. Das ist bei den Mitbewerbern höchstens im BMW gelungen.
Nun widme ich mich den Hecklautsprechern, die an anderer Stelle einigen Mustang-Besitzern aufgrund ihrer Ausführung unangenehm aufgefallen sind. Der Mustang hat auf ziemlich simple Art seine Hecklautsprecher in der Hutablage eingebaut. Die Magneten der beiden Lautsprecher ragen in den Kofferraum und könnten bei der Beladung beschädigt werden. Hier haben die Mitbewerber nachgedacht und deren Lautsprecher tricky auf die Hutablage mit Hilfe eines Aufbaus gesetzt. Der Vorteil ist die bessere Abstrahlung hin zum Innenraum wie auch die von der Kofferraumseite her glatte Deckenfläche ohne herausstehende Lautsprechermagneten. Schutzlackierung, Teppichkanten und Leitungsführung sind allerdings ähnlich des Mustangs im BMW und Mercedes „über Putz“ verlegt.
Nach meinen Erfahrungen darf ich über die Lautsprechermontage folgendes feststellen: Der Mustang ist in diesem einen Punkt eher auf einem Unter-Standard-Niveau. Die besonders steil stehende Heckscheibe kann kaum für die einfache Art der Installation der Hecklautsprecher verantwortlich gemacht werden. Hier vermisse ich etwas Sorgfalt und Gedanken über die Haltbarkeit im Alltagsbetrieb.
Die Platzverhältnisse auf der Rückbank sind knapp bemessen. Bei 1,78m stößt mein Kopf fast an den Dachhimmel, die Kniefreiheit ist nur akzeptable wenn auf den Vordersitzen Leute um 1,70m bequem sitzen. Die gleichen Probleme gibt es im 4er BMW, der gefühlt noch weniger Kopffreiheit bietet. Einzig der Mercedes ist hier deutlich besser, im Audi kommt ebenfalls kein beengtes Gefühl auf.
Mein Testergebnis lässt den Mustang gegenüber der Premiumklasse bisher nicht wirklich alt aussehen. Der Mustang muss nicht besser sein als Audi, BMW und Mercedes, das ist er auch nicht, wirklich schlechter ist er jedoch auch nicht. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger befindet sich die Verarbeitungsqualität auf einem sehr annehmbaren Niveau. Dabei schreibe ich hier ganz bewusst nichts über die Preisunterschiede zwischen den einzelnen Testkandidaten obwohl ich das Preis/Leistungsverhältnis im Mustang für unschlagbar halte.
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