Fahrbericht Focus RS (350 PS)

von Kowalski | am 16 Mrz 2016

Der Focus RS entflammte in mir schon vor der ersten echten Begegnung den unbändigen Willen dieses Auto zu bewegen, sportlich zu bewegen. Gelesen von EcoBoost-Power und dem einzigartigen Allradantrieb, musste ich einfach wissen: Bringt der Focus RS wirklich brutale Performance und einzigartigen Fahrspaß auf die Straße? Was legten die Ford-Ingenieure ihrem Zögling dafür in die Wiege?

Eine normale Probefahrt würde sicher nicht ausreichen um Erfahrungen zu sammeln und Wissensdurst zu stillen. So fuhr ich den RS während einer von Ford ausgerichteten Fahrveranstaltung, auf einem abgesperrten Testgelände in Baden-Baden unter Führung eines Fahrprofis. Der deutsche Rennfahrer Patrick Simon eilte uns in seinem RS auf der Teststrecke voraus und gab uns über Funk auf den ersten Runden ein paar Tipps zur Strecke und dem Auto. Als sich Patrick sicher sein konnte, dass wir seinen Anweisungen mindestens halbwegs Folge leisteten, traten wir aufs Gas.

Holla. Die 2.3-Liter EcoBoost-Maschine im RS entfesselte augenblicklich eine Art Katapult. Glücklicher Weise steckte man in den RS-Sportsitzen fest. Besser so. Ich wäre sonst wahrscheinlich zum Kofferraum durchgeschoben worden. Die von Ford speziell entwickelte Abgasanlage klang dabei realistisch nach Rennsport. Nach der Geraden im 4ten Gang, vor einer scharfen Rechts-Kurve, pressten wir den rechten Fuß auf die Bremse. Die 4-Kolben-Brembo packte sehr kräftig zu und bremste die Fuhre sauber ab. Blitzschnell, weil präzise, dass Herunterschalten in den 2ten Gang, danach in eine Rechts-Links-Kombination. Mit Konzentration der von Patrick vorgegebenen Ideallinie folgend, konnte ich in fast jeder Runde meine Geschwindigkeit erhöhen, um die Traktion immer wieder erneut herauszufordern.

Im Rennsportmodus, den man unter einer Reihe von Modi im RS wählen konnte, sorgte die anliegende Power, falls provoziert, jederzeit für ein beherrschbares Driften. Natürlich ohne die spektakulären Drifts, die Ken Block an den Tag legt aber nach ein paar Runden durchaus vorführbar. Das Fahrerfeld startete zuerst auf der Serienbereifung Michelin „Pilot Super Sport“, bei einem zweiten Durchgang auf den Semi-Slicks „Pilot Sport Cup2“. Ausrechnet dabei fing es aber kräftig zu regnen an. Ich startete daher erst einmal mit dem nötigen Respekt in die erste Runde des zweiten Durchgangs. Den Wagen noch keine 20 Minuten gefahren und mit SemiSlicks auf die Teststrecke mit voll aufgerissenen Ansaugtrakt hinter Patrick her? Nein, jetzt kein unnötiges Risiko. Das dynamische Allradsystem des RS, welches die Kraft der Maschine elektronisch, mittels 4-fachem Differenzial auf die einzelnen Räder verteilt, hilft dabei in jeder Situation die Kontrolle über das Fahrzeug zu behalten. Im Rennsportmodus, der im Gegensatz zum Mustang nicht nur das Kennfeld modifiziert, sondern auch die Dämpfer jedes einzelnen Rades verstellt, lässt den Focus RS zwar deutlich mehr Freiheiten als im Straßenmodus, doch kurz Gas raus und der Wagen findet zurück in die Spur. Der Funfaktor, Sound, Bremsen und das saubere, schnelle Hochdrehen des EcoBoost machen damit selbst kurze Strecken zu einem Erlebnis der besonderen Art.

Mein persönliches Fazit: Das Auto ist einzigartig sehr gut. Der Focus RS bringt beherrschbare, echte Sportlichkeit auf abgesperrten Rennstrecken. Gleichwohl ist dieses Auto alltagstauglich und lässt sich ohne Rennsportlerallüren smooth zum Kindergarten bewegen. Eine echte, eierlegende Wollmilchsau.

Wer seinen Mustang EcoBoost gerne am Limit bewegt, findet im RS die bessere Alternative. Diverse Modifikationen im Fahrwerks-, Motor- und Soundbereich werden überflüssig. RS kaufen!


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