Ein sehr gutes Auto für unterschiedliche Rennstrecken zu bauen, bleibt eine besonders schwierige Aufgabe. Insgesamt hat der Ford GT, trotz bereits gefahrener Erfolge, Abstimmungsprobleme. Auch die Zuverlässigkeit verschiedenster Bauteile macht Sorgen.
05.09.2016 | KÖLN / MEXIKO CITY (MEX) Ford Pressetext
- Ford GT mit Startnummer 67 wird Fünfter in der LMGTE Pro-Kategorie
- Schwesterauto mit der Nummer 66 landet nach unverschuldeter Kollision auf Rang sieben
Der fünfte Saisonlauf zur FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) in Mexiko verlief für das Ford Chip Ganassi Racing Team nicht so erfolgreich wie erhofft. Beim Sechsstundenrennen auf dem Autodromo Hermanos Rodriguez in Mexico City überquerten Marino Franchitti (GB), Andy Priaulx (GB) und Harry Tincknell (GB) die Ziellinie im Ford GT mit der Startnummer 67 auf Rang fünf in der LMGTE Pro-Kategorie. Für den Berliner Stefan Mücke und seinen französischen Teamkollegen Olivier Pla reichte es im Ford GT mit der 66 auf der Flanke nach einer unverschuldeten Kollision mit einem Konkurrenten und technischen Problemen nur zum siebten Platz.
Im 20-minütigen Qualifying am Freitagnachmittag kämpfte das Ford Chip Ganassi Racing Team mit Problemen. Die Ursache hierfür lag insbesondere in der Streckencharakteristik: Aufgrund der Kombination aus wenig griffigem Asphalt und vielen engen Kurven konnte der eher für schnelle, flüssig zu fahrende Strecken ausgelegte Ford GT seine Stärken nicht wie gewohnt ausspielen. Zuvor hatte sich bereits in den freien Trainingssitzungen herauskristallisiert, dass die Ford GT auf diesem Streckenlayout auf sehr viel Abtrieb setzen müssen, um die nötige Reifen-Betriebstemperatur zu erreichen. Im Qualifying standen jedem Fahrzeug nur wenige Runden zu Verfügung – nicht genug, um die Pneus ins ideale Temperaturfenster zu bringen. Die Fahrer kämpften bei diesen alles andere als optimalen Bedingungen also eher mit stumpfen Waffen.
Am Ende fuhren Stefan Mücke und Olivier Pla im Ford GT mit der Startnummer 66 die sechstschnellste Zeit. Ihr britischer Teamkollege Andy Priaulx – der sich das zweite Werksauto mit seinen Landsleuten Marino Franchitti und Harry Tincknell teilt – verlor im Qualifying wertvolle Zeit, weil zunächst die Cockpittür nicht richtig schloss. Auch Tincknell konnte an diesem Tag das volle Potenzial des Ford GT aufgrund der vorherrschenden Bedingungen nicht ausschöpfen. Damit nahm die Nummer 67 das Sechsstundenrennen von der siebten Position aus in Angriff.
In der Startphase saß Harry Tincknell am Steuer des Nummer-67-Ford GT. Der junge Brite spulte einen beeindruckenden Doppelstint ab und kämpfte sich bis auf die dritte Position nach vorne. Danach übergab er das Cockpit an Priaulx.
„Der Start verlief genau nach Plan“, erklärte Tincknell. „Ich hatte mir eine Taktik zurecht gelegt: Die erste Kurve auf der Außenseite spät anbremsen, um dann in der nächsten Kehre innen an dem vor mir fahrenden Ferrari vorbeizuziehen. Das hat prima geklappt. In der zweiten Schikane gelang mir ein ähnliches Manöver. Dort bremste ich innen an und überholte den nächsten Ferrari dann außen. Wir entschieden uns zu einem Doppelstint, haben die Reifen beim ersten Tankstopp also nicht gewechselt. So konnte ich am drittplatzierten Porsche vorbeigehen Danach kämpfte ich mehrere Runden mit nachlassender Traktion, dann erholten sich meine Reifen wieder. Erst die letzten zehn Umläufe vor meinem Boxenstopp ließ ihre Performance wieder nach. In Anbetracht der Tatsache, dass dieser Kurs dem Ford GT nicht sonderlich gut liegt, bin ich damit sehr zufrieden.“
Während des Stints von Andy Priaulx setzte dann der lange erwartete Regen ein, der die Teams vor eine schwierige Entscheidung stellte. „Die Bedingungen waren sehr wechselhaft“, berichtet Priaulx. „In dem Moment, als wir eine Entscheidung treffen mussten, waren Regenreifen definitiv die beste Wahl. Es war ein Glücksspiel, die Chancen standen 50:50. Wir wollten kein Risiko eingehen, und für rund 30 Minuten lagen wir damit absolut richtig. Mit meinen Stints bin ich zufrieden. Trotz Fieber saß ich drei Stunden im Auto. Wir wollten heute aufs Podium fahren und hätten uns darüber wie über einen Sieg gefreut. Leider hat es nicht geklappt.“
Marino Franchitti übernahm den Schlussturn und fuhr im Ford GT mit der Nummer 67 als Fünfter über die Ziellinie – letztlich ein enttäuschendes Ergebnis, denn zwischenzeitlich hatte die Mannschaft auf dem zweiten Platz gelegen.
Die Besatzung des Ford GT mit der Startnummer 66 musste bereits in der Anfangsphase des fünften WEC-Saisonlaufs einen Rückschlag verkraften: Oliver Pla gelang von Position sechs ein guter Start, allerdings wurde der Franzose kurz darauf von einem Kontrahenten von der Strecke gedrängt. Diese unverschuldete Kollision kostete ihn 40 Sekunden. In der Folge versuchte der Franzose, die verlorene Zeit gutzumachen und ließ mit beeindruckenden Rundenzeiten aufhorchen. Dabei zog der Ford GT-Pilot sogar am kompletten LMGTE Am-Starterfeld vorbei. Nach einem unglücklichen Zweikampf mit dem Nummer-98-Aston Martin verhängte die Rennleitung gegen Pla eine Durchfahrtsstrafe, die der Franzose kurz vor dem Ende seines Stints antrat.
„Beim Start konnte ich zwei Positionen gutmachen“, erzählte der Ford Pilot. „Am Eingang der Stadionpassage überholte ich den Nummer-51-Ferrari, doch der drehte mich in der letzten Kurve von der Strecke. Danach war es sehr mühsam, wieder zum Feld aufzuschließen. Zu diesem Zeitpunkt war unsere Pace aber sehr gut. Ich habe alles gegeben. Ich überholte den Aston Martin mit der Nummer 98, allerdings blieb er neben mir und wir kollidierten. Dafür musste ich eine Durchfahrtsstrafe antreten. Für meinen Teamkollegen und mich ist das ein sehr enttäuschendes Ergebnis, denn heute wäre eine Podiumsplatzierung möglich gewesen. Leider haben wir dadurch die Führung in der Fahrer-Weltmeisterschaft verloren.“
Nach Olivier Pla übernahm Stefan Mücke das Steuer des Ford GT mit der Startnummer 66. Der Berliner spulte einen Dreifachstint ab. Ein Problem mit dem Gaspedal zwang die Boxencrew jedoch zu einer längeren Reparaturpause.
„Bei unserer Nummer 67 lagen wir bei der Reifenwahl genau richtig“, erklärte George Howard-Chappell, WEC-Teamchef Ford Chip Ganassi Racing. „Leider lief es für das Schwesterauto überhaupt nicht nach Plan. Zu Beginn des Rennens wurde Olivier in einen Dreher gezwungen, und durch die technischen Probleme mit dem Gaspedal haben wir danach alle Chancen auf eine bessere Platzierung verloren. Immerhin schafften wir es trotzdem ins Ziel. Das einzig Gute daran ist, dass unser Hauptkonkurrent – der Ferrari mit der Nummer 71 – nur Vierter wurde. In der WM-Wertung fehlen uns jetzt nur ein paar Punkte auf Platz eins. Und beim nächsten Rennen in Texas sollte die Strecke unserem Auto hoffentlich wieder besser liegen.“
Der sechste Lauf zur FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft findet am 17. September auf dem Circuit of The Americas im US-Bundesstaat Texas statt.
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