Gedanken eines Classic Car Besitzers (Jan Reiff), interpretiert by Kowalski.
Immer wenn ich die Schlüssel des Mach1 greife, packt mich die Ehrfurcht. Schließlich wartet auf mich eine in Ehren ergraute bzw. ergrünte Dame, die sich allen Respekt in den letzten 47 Jahren Mustangleben wahrlich verdient hat. So hat das Öffnen der Garage etwas freiheitgebendes, du lässt die Sonne an ein gutes Stück ruhmreicher Geschichte. Kurze Zeit später, nachdem die Fahrertür hinter mir satt ins Schloss fiel, meldet sich der Ford V8. Der Sound ist typisch für die Zeit, typisch für Ford und wirkt auf mich wie guter Sex. Meine Lungen atmen tief durch. Entspannung.
Oldschool schließe ich quitschend mein Garagentor von Hand. Ich verlasse also mein Baby für einen Augenblick. In der Zwischenzeit schackert das Herz meines Mach1 leise vor sich hin als ich meine Augen kurz auf den Garagenboden richte und ein Fleckensemble aus Motoröl und Kühlwasser erkennen muss. Augenblicklich auf die Knie fallend, lasse ich meinen Mittelfinger daran nippen. Eine kurze Geschmacksprobe bestätigte meine größte Sorge, es ist das Blut meiner Lady. Mit Sorgenfalten auf der schweißnassen Stirn tippe ich mit zittrigen Fingern die Nummer unserer Werkstatt aus dem Elsass, in der sich noch andere „old boys and girls“ in der Reha befinden. Mit ein paar Dosen Bier im Kofferraum luller ich zu meinen Kumpels mit den Schraubenschlüsseln in der Tasche.
In der Werkstatt wird dem Autoenthusiasten mit Schraubergenen schnell der Handlungsbedarf klar. Ein fast unhörbares Klackern deutet auf ein oder zwei schlappe Ventilfedern hin. Schlimmer ist jedoch der bereits sichtbare, leichte Verlust der Betriebsmittel Öl und Wasser. Hierfür benötigt der Mach1 eine neue Kopfdichtung – die höchstwahrscheinlich erste Dichtung seit verlassen der Montagehalle. Ebenfalls auf die Liste der Ersatzteile kommen Wasserpumpe, diverse Schläuche, Dichtungen und ein Öldruckschalter.
Eigentlich öffnet man nicht sofort einen alten Motor (302 BJ 72) der läuft – „never touch a running Pony“ – auf der anderen Seite allerdings kann nach so langer Zeit eine Teilsanierung nicht schaden und ja, wir waren auch einfach neugierig. Gut so. Nachdem der Kopf demontiert war, hatten das OP-Team die Gelegenheit die Ventile genauer in Augenschein zu nehmen. Tatsächlich schlossen bereits zwei Auslassventile nicht mehr optimal, die Sitze waren ausgeschlagen. Später wurden sämtliche Ein- und Auslassventile gesäubert, geschliffen und die neuen Ventilfedern eingestellt. Die Köpfe wurden selbstverständlich ebenfalls plangeschliffen bevor die neuen Dichtungen aufgelegt wurden. In dieser Phase sah der Mach1 ziemlich gefleddert aus. Trotzdem ist es ein gutes Gefühl zu sehen, wie wirklich jeder Handgriff sitzt und der Motor technisch und auch optisch seinem zweiten Frühling entgegenfiebert.
Nach so einem Eingriff erwartet man immer mit Spannung was passiert, wenn der Schlüssel wieder im Zündschloss gedreht wird. Augenblicklich nimmt der V8 seine Arbeit auf. Ruhig und geschmeidig, einfach herrlich. Die Arbeit und letztendlich auch die Kosten haben sich bezahlt gemacht. Schließlich wollen wir dem Mach1 noch eine ganze Anzahl von Jahren gönnen und dem Fahrer viel Spaß mit seinem echten Schmuckstück.
Keine Kommentare
Du mußt eingeloggt sein um zu kommentieren.