Mustang Shelby GT 350 im Test

von Kowalski | am 29 Sep 2019

 

Das US-Automagazin Car&Driver hat einen sehr interessanten Vergleichstest veröffentlicht. Vier durchaus alltagstaugliche Sportwagen, die in den USA jeweils rund 60.000 US-Dollar kosten und alle auf Fahrspaß ausgerichtet sind.

 

Die vorgestellten Autos stellen die jeweils besten Arbeiten ihrer Erbauer dar, sowohl in der Vergangenheit als auch heute. Der BMW M2 Competition kommt dem spirituellen Nachfolger der legendären E30-Generation M3 am nächsten (Meinung von C&D – ich denke da eher an den 2002 Turbo). Der Ford Mustang Shelby GT350 kommt mit seiner 53-jährigen Tradition und bleibt dennoch der Höhepunkt des aktuellen Muscle-Cars, da er so viel Grip und Anmut wie pure Brüllerei bietet. Der Mittelmotor-Cayman von Porsche wird dieses Jahr 13 Jahre alt, hat sich aber bereits als eines der reinsten Fahrerautos des 21. Jahrhunderts in die Geschichtsbücher eingetragen. Der Toyota Supra, der nach einem 17-jährigem Nickerchen für 2020 neu aufgelegt wurde, erinnert an eine Ära, in der Japan bereits sehr gute Sportwagen gebaut hat.

 

Ihre Namen mögen eine lange Geschichte haben, aber die Sportwagen hier sind die Avantgarde moderner Leistungsträger. Der M2 von BMW wurde Anfang des Jahres mit dem Suffix „Competition“ ausgezeichnet, als München das Auto überarbeitete und einen 405 PS starken Twin-Turbo-Inline-Six hinzufügte. Die Bayern haben auch die Lenkung und das elektronisch gesteuerte Sperrdifferential neu eingestellt. Unser 64.145 US-Dollar teurer Testwagen wurde mit dem Standard-Sechsgang-Schaltgetriebe, Sunset Orange-Metallic-Lack (550 US-Dollar), dem Executive-Paket mit Extras wie einem beheizten Lenkrad und einem WLAN-Hotspot (1200 US-Dollar) sowie dem M Driver-Paket geliefert (2500 US-Dollar), was das übliche Geschwindigkeitslimit aufhebt und einen Tag Fahrsicherheitstraining beinhaltet.

 

Fords Änderungen am 2019 Mustang Shelby GT350 klingen vielleicht geringfügig, aber der Eindruck ist spürbar hinter dem Lenkrad. Wenn die neuen Standardreifen des Michelin Pilot Sport Cup 2 noch klebriger wären, könnte man auch sofort 3M Klebeband um die Felgen wickeln. Eine neu kalibrierte Lenkung und eine verbessert abgestimmte Federung verringern die Neigung des Mustangs, Fahrbahnrillen zu folgen, beeinträchtigen jedoch nicht das Fahrverhalten. Der Flat-Plane 5,2-Liter-V-8 ist unverändert geblieben und haut noch immer 533 PS raus. Er ist exklusiv mit einem Sechsgang-Schaltgetriebe gekoppelt, was für uns in Ordnung ist. Der Shelby-Preis von 64.860 US-Dollar beinhaltete 475 US-Dollar für die Vinyl-Streifen. 2000 USD für Blind Spot Monitoring, Navigation und ein Bang & Olufsen-Stereosystem; plus das $ 850 Handling-Paket, das eine Gurney-Klappe am Heckspoiler für mehr Abtrieb und einstellbare Sturzbleche oben auf den vorderen Streben beinhaltet.

 

Der Porsche 718 Cayman hatte mit 56.350 US-Dollar den zweitniedrigsten Startpreis, wurde aber mit 72.600 US-Dollar zum teuersten Testauto. Dafür Sorge getragen hat das Siebengang-Doppelkupplungsautomatik (3210 $), die das ausgezeichnete manuelle Sechsgang-Getriebe ersetzt. Adaptive Dämpfer (1790 $), Sportsitze (700 $), Navigation (1780 $), 19-Zoll-Räder (1590 $) und das Sport Chrono-Paket ($ 2610). Mit einem turbogeladenen 2,0-Liter-Vierzylinder verbaut der Porsche den kleinsten Motor im Test, Der Cayman aber ist leichter als alle anderen und hält trotz seiner im Test eher schmalen 300 PS mit.

 

Genauer hinsehen müssen wir bei Toyota Supra. Dieser Japaner mit auffallendem Design wurde von BMW entwickelt und vom österreichischen Zulieferer Magna Steyr gebaut, während Toyota die Verantwortung für das zum Nachdenken anregende Design und das endgültige Tuning trägt. Alle Supras werden von einem 335 PS starken Reihensechszylinder mit Turbolader von BMW, einer Achtgang-Automatik und einem Sperrdifferential angetrieben. Sie fahren mit adaptiven Dämpfern und beginnen bei 50.945 US-Dollar. Unser Modell Launch Edition – eines von 1500 – hatte mattschwarze Schmiederäder und eine Innenverkleidung aus Kohlefaser sowie das Fahrerassistenzpaket im Wert von 1195 US-Dollar für eine Gesamtrechnung von 57.400 US-Dollar.

 

Für mich persönlich wäre bis zu diesem Test der BMW M2 eine wirkliche Versuchung gewesen. Nicht für einen Mustang aber als sehr sportliches Alltagsauto hätte ich mir den M2 vorstellen können. Leider aber können offensichtlich sehr unausgewogen abgestimmte elektronische Lenkungen und Bremsen ohne Feedback die Laune verhageln.

 

Solche Fehlabstimmungen sind nicht hinzunehmen. Sehr schade eigentlich, vorallem weil ich letztens im Focus ST-Test absolut korrekte Abstimmungen kennengelernt habe. Ein Auto lebt heute von solchen Dingen. In Kombination mit den passenden Reifen wird ein Fahrgefühl erlebt welches bisher in dieser Preisklasse einfach nicht zu finden war. Damit wäre der M2 jedoch keine Alternative. Gerade eine präzise Leichtfüssigkeit in Kombi mit einer sehr sportlichen Maschine hätte es sein müssen.

 

Zum Prosche Cayman passt vor allem ein Satz aus dem Test der C&D-Redakteure: „Vier Zylinder zum Preis von acht.“ Porsche bleibt immer ein erstklassiger Sportwagen mit unschlagbarem Image. Ein Porsche ist immer flink und sehr präzise aber im Fall des Cayman laut C&D leider nur ein Übergolf ohne echte Sportwagenseele. Für die avisierte Klientel mit Fokus auf das Porschelable aber wohl okay.

 

Der Supra ist für den Cayman das, was der Chevrolet Corvette für den 911 von Porsche ist. Der wiedergeborene Sportwagen von Toyota ist ein unauffälliger Überflieger, der mit seinem Verkaufspreis bereits Nervenkitzel bietet, und doch werden die meisten Porsche-Käufer dies niemals s.o. in Betracht ziehen.

 

Mit dem Supra fährt es sich wie in einem Mazda Miata (MX 5), der eine Nummer größer geworden ist. Wie beim Miata gibt es mehr Körperbewegungen, als man vielleicht erwartet – mit Sicherheit mehr, als man in den anderen hier getesteten Autos erleben kann. Was mir beim Toyota nicht gefällt ist das Design. Daran muss man sich erst einmal gewöhnen. Muss? Eigentlich nicht, denn wir haben ja den Mustang.

 

Mit seinem aggressiven Haifischmaul und den Möchtegern-Rennwagen-Streifen sieht der Ford aus, als würde er Gesetze brechen, selbst wenn er geparkt ist. Dieses Auto, das unter dem Einfluss eines V-8 mit 8250 U / min mit grenzenlosem Grip arbeitet und den Frieden überall stört, verstößt mit ziemlicher Sicherheit gegen mindestens ein Gesetz, wenn er in Bewegung ist.

 

Einige Leute finden den Mustang Shelby vielleicht zu extrem. Die stark gepolsterten Recaros umarmen dich fester als deine Lieblingstante, aber sie nehmen dir auch fast die Luft nach ein paar Stunden im Sattel. Auf den falschen Straßen kommt es zu leichten Unbequemlichkeiten, dass es deinen Kopf hin und her wirft. Das schroffe Auftreten des Voodoo V-8 ist kaum zu domestizieren. Seid nett zu dem GT 350, die teuren Michelin halten sonst nicht sehr lange.

 

Dies sind aber dann auch schon fast alle ausgewöhnlichen Aufwendungen für das Führen eines Autos dieser besonderen Art. Der Shelby ist sie zweifellos wert. Den schlicht grandiosen 5,2-Liter-Motor gibt es nur für dieses Auto und den härteren GT350R. Er muss sich nicht seine Maschine mit einem Pickup teilen wie der Ford GT. Das Ergebnis ist, dass der GT350 wie kaum ein anderer Sportwagen am Autohimmel begeistern kann. Ob Rennstrecke, Bergpass oder Autobahn; mit dem Shelby bist du überall sehr gut angezogen. Selbst in einem Feld spektakulärer Sportwagen ist keiner so roh, so lebendig wie der GT350. Well done Ford!

 


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