Erster Fahrbericht des brandneuen Mustang Mach-E GT

von Kowalski | am 22 Okt 2021

 

Ford nimmt das Kürzel GT für seine sportlichen Fahrzeuge sehr ernst. Welches Modell es am Heck als Auszeichnung trägt, ist entweder direkt von der Rennstrecke auf die Straße gekommen oder bietet seinem Fahrer ein Höchstmaß an Leistung, Komfort und Größe.

 

Ich war daher sehr gespannt, ob meine Erwartungen auf der wunderbar gelegenen Teststrecke in Kroatien im Mustang Mach-E GT erfüllt werden konnten. Zunächst einmal überzeugten die reinen Zahlen. 487 PS und eindrucksvolle 860 Nm, immerhin 280 Nm mehr als der Mach-E mit Dual-Elektromotor. Zum Vergleich, der aktuelle Mustang Mach 1 bringt es auf 460 PS und 529 Nm. Die angekündigten 3,7 sec. auf Tempo 100 scheinen daher realistisch zu sein. Soviel Power nicht in Rauch aufgehen zu lassen, gehörte vor gar nicht allzu langer Zeit nicht unbedingt zu den Königsdisziplinen im Mustang. Der Mach-E GT meistert das allerdings souverän, auch wenn im Fahrmodus „Ungezähmt“ (es stehen noch „Zahm“ und „Aktiv“ zur Verfügung) die Elektronik auf schnellen, kurvenreichen Strecken für meinen Geschmack ein wenig zu früh eingreift. Der sportlichste Modus – nur für die Rennstrecke zu nutzen – war für den Testdrive auf öffentlichen Straßen deaktiviert. Auf dem Weg vom Flughafen nach Rovinj gab es jedoch auch immer wieder die Möglichkeit zum Überholvorgang anzusetzen. Eine eher leichte Übung: Verkehrslage checken und zügig den Fuß senken. Als erstes registriert der Fahrerrücken die Beschleunigung, bevor man die Geschwindigkeit vom Tacho ablesen kann. Der Vorwärtsdrall erinnerte mich schwer an eine Szene aus StarWars, als Han Solo mit dem Millennium Falken mittels Hyperabtrieb dem Sternenzerstörer entkam. Wirklich schnell und sicher kann der Mustang Mach-E GT. Wenn ich ehrlich sein darf: Er kann es deutlich besser als jeder bisherige Mustang.

 

Der Komfort und die Bedienbarkeit ist sicherlich ein weiteres Kriterium für einen echten GT. Hier gibt es ebenfalls nichts zu kritisieren. Beschäftigen wir uns zuerst mit dem neuen Sync4 und dem 15,5 Zoll große HD-Touchdisplay. Es macht Sinn sämtliche individuellen Grundeinstellungen einmalig vor der Jungfernfahrt vorzunehmen. Der Vorteil liegt dann darin, dass kleinere Anpassungen besser via Sprachsteuerung vorgenommen werden können, anstatt sie während der Fahrt eintippen zu müssen. In diesem Zusammenhang möchte ich erwähnen, dass die Anzeige der Essentials hinter dem Lenkrad absolut sinnvoll ist, weil sie im Blickfeld des Fahrers liegen.

 

 

Der Innenraum ist aufgeräumt, großzügig und bietet für den Preis von fast 73.000 Euro den passenden Gegenwert. Ich persönlich empfand die Fahrersitze als einen sehr guten Kompromiss zwischen Sportlichkeit auf kurvigen Landstraßen und bequemen Etappen auf der Autobahn. Das Lenkrad liegt angenehm in den Händen, die Steuerungen für die intelligente, adaptive Geschwindigkeitsregelanlage samt Fahrspur- und Stau-Assistent mit Stopp & Go-Funktion, der Toter-Winkel-Assistent, der Aktive Park-Assistent mit Ein- und Ausparkfunktion sowie teilautomatisierter Fahrzeugführung sowie der Pre-Collision-Assist mit Notbremsfunktion und Querverkehr-Erkennungssystem sind leicht zu unterscheiden und intuitiv zu bedienen. Gepäckstücke finden entweder Platz im recht großen Kofferraum (1.420 Liter) oder im extrem praktischen vorderen Gepäckabteil, wo früher der 8-Zylinder hämmerte.

 

Hämmern kann man dafür über jede Straße ganz ausgezeichnet. Das serienmäßige MagneRide®-Fahrwerk (adaptives Fahrwerk – weit entfernt von einem US-Weichsofa-Schaukel-Feeling) bügelt so einige Unzulänglichkeiten kroatischer Landstraßen glatt, ohne jedoch eine gewisse sportliche Härte vermissen zu lassen. Ausgestattet mit den sehr guten Bremo-Bremsen auf 20 Zoll-Rädern steht die Fuhre im Bedarfsfall äußerst vehement.

 

Fazit: Ford kann E-Auto. Das habe ich schon nach dem Testbericht der ersten Mach-E festgestellt. Ford kann sogar noch mehr. Das Auto ist was Bedienbarkeit, Komfort und Verarbeitung angeht klar vor jedem Tesla einzuordnen. Im Mustang Mach-E GT befinden wir uns auf einem hohen Niveau neuerer Mobilität. Das gilt sicherlich auch für die grandiose Unterstützung durch ausgeklügelte Assistenzsysteme aber auch für die gebotene Performance. Für viele Ford-Kunden mag der Verkaufspreis ein ordentliches Brett sein. Im Vergleich zu den Mitbewerbern relativiert sich der Betrag aber recht schnell wieder. Ein paar Worte noch zur Reichweite. 500 Kilometer sind ein theoretischer Wert, den man sicherlich noch toppen kann aber wahrscheinlich sind es im sportlichen GT deutlich weniger. Zwischendurch hatte ich glatte 30 kWh Verbrauch als ich die Passstraßen hochschoss. Ähnlich wie bei den Verbrennern fordert ein schwerer Fuß halt seinen Preis.

 

Was gefiel mir nicht? Ich bin Coupé-Fahrer und im Mustang mit tiefen Emotionen. Das fehlt mir beim Mustang Mach-E GT. Liebe auf den ersten Blick ist es nicht aber manche Bräute holen auf.

 

 

 

 


Themen: Allgemein

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