Flinker Öler im Dauereinsatz – Langzeittest von Elmar Rudolf

von Kowalski | am 7 Dez 2016

Im Juni diesen Jahres stellte Elmar Rudolf uns seinen Focus ST Diesel Turnier https://blackmustangclub.de/?p=6167 vor. Grundsätzlich begeisterter Autofahrer ja, blaue Ford-Brille nein. Elmar Rudolf testet hier für uns durchaus kritisch, um Käufern die Entscheidung zu erleichtern ohne auf Anzeigenbudgets zu schielen, die wir hier nicht haben.

Es kristallisiert sich heraus, was ich mir schon dachte. Unsere Probleme sind und bleiben. Geht nichts. Kein Tempomat. Was nicht am Anfang bestellt wurde, kann nicht nachgerüstet werden. Urgh! Tempomatlos fahren geht in der heutigen Zeit gar nicht!

Sitze sind deutlich höher als die normalen Stoffsitze im Focus 3. Selbst die Schalenrecaros im RS lassen sich mit Imbus über die Sitzschiene wenigstens tiefer legen. Die Polsterrecaros im ST nicht.

Ich sitze so hoch drin, dass zwischen Dach und Kopf gerade eine Handbreit dazwischen passt. Jemand über 1,85m wird da Probleme bekommen.

Verbrauch: Ist stark vom Gasfuß abhängig. Fast schon Benziner Trinkverhalten 😉  Wird sich dauerhaft wohl zwischen 6 und 7 Liter einpendeln, was mehr als ok ist.

Bleifuß war bisher noch nicht dabei.

Motor: Ist irgendwie so komplett anders wie der kleine Bruder. Schaltfaulfahren ist gar nicht möglich. Ganz im Gegenteil, man muss immer in den Gängen rühren. Auf der Landstrasse kommt der 6 Gang fast nicht zum Einsatz, was dafür spricht, dass das Getriebe sehr lang übersetzt ist.

Dazu noch ein großer Turbo, der fast immer mit 1,4bar aufgeblasen wird. Man fährt deutlich öfter im Aufgeladenen Zustand als bei Benzinern.

Das Getriebe ermöglich damit aber sportliche Strasseneinsätze, wie man es von Benzinern kennt. Wer bereit ist, die Gänge 3 und 5 durchzuschalten und wieder zurück, wird mit einem sehr schnellen Wagen belohnt.

Die Originalbereifung mit 235/40/18 auf GoodYear Eagle ist gewöhnungsbedürftig. Die Contireifen der Vorgänger neigen eher dazu, auf der Strasse zu kleben. Und auch bei Nässe hatte ich den Eindruck, ist der GY Eagle nicht der kompetenteste Reifen in der Größe. Wird sich erst zeigen, wenn wir wechseln müssen. Das kann bei der Gewalt, die der Motor an den Tag legt, schneller passieren, als gedacht.

Die Farbe finden alle cool. Jeder sieht was anderes. Von Flieder bis grau alles dabei. Aber er ist damit eher unter Radar wie der rote Wagen. Fällt nur auf den zweiten Blick auf.

Update 11000km

Wie in einer Ehe. Man rauft sich zusammen.

Nach 11000km kann man schon ein gewisses Fazit ziehen. Der Wagen war ja auf Grund fast vollständig fehlender Daten und Erfahrungen ein Blindkauf.

Anfangs hielt sich meine Begeisterung bezüglich Leistung und Höchstgeschwindigkeit etwas in Grenzen. Der Motor hat sich in Etappen erholt aus seinem Produktionsschlaf. Bei 5000km hatte ich das erste Mal gefühlt einen STD unter dem Hinterteil. Leistung war nun vorhanden. Und Speed auch. Bei einem der routinemäßigen Werkstattaufenthalte hat der STD m.M. nach nochmal etwas gedreht oder aufgespielt bekommen, obwohl es seitens der Werkstatt verneint wurde. Das fiel nicht nur mir auf. Danach lief der Wagen richtig gut. Anfang November durfte er den im Winterschlaf befindlichen RS nochmal in den Bergen vertreten auf einer 800km Tour übers Timmelsjoch, Jaufenpaß und Penser Joch bis Bozen und zurück – selbstverständlich an einem Tag . Das hat dem Wagen auch nochmal ganz gut getan.

Was mich in den Bergen immer wieder begeistert ist das auf den ST zugeschnittene Torque Vectoring System. Das funktioniert in den Kehren am Berg ganz prächtig. Und scheinbar, je schlechter das Wetter, um so besser. Da schaut manch Motorradfahrer recht „unintelligent“ aus der Wäsche. Bergab kehrt sich das um, da der STD einfach ein fetter Elefant ist. Bergab cruist es sich besser, sonst wird es peinlich.

Ein weiterer Punkt am STD, der wirklich nochmal besser und begeisternder ist, ist das Xenon Licht. Das ist jetzt der vierte Wagen mit dem Xenon. Und es ist definitiv das Beste in der ganzen Reihe. Wirklich tolle Sicht bei Nacht. Fällt insbesondere auf, wenn man auf den RS umsteigt, dessen Xenon wirklich gut ist/war. Ein dicke Empfehlung dafür.

Reifendruckwarner im Ventil integriert: Sind „billig“ und dementsprechend schnell abgebrochen. Das ginge besser. Nicht nur meiner Meinung nach eine Fehlkonstruktion.

Mit den Recaro Stoff/ Leder Sitzen werden nur wenige warm. Die haben dann Standardstatur 1,75 – 1,80m und eher schlank. Sehr schlank rutscht wieder im Sitz herum, etwas besser gebaute „Buam“ wie ich sitzen wie der Pfropfen auf der Champagnerflasche. Knall eng und immer auf dem Abflug 🙂 Die Schalen von Recaro im RS 2 und 3 sind deutlich besser. In dem Zusammenhang nervt dann besonders, dass moderne Autos keine Dachrinne mehr haben und genau auf die Jeansstoffwange das Wasser beim Türöffnen platscht. Sehr intelligent und alltagstauglich gelöst.

Verbrauch: Das Thema, wenn man sich den STD kauft. Ob sich Ford nochmal die Verbrauchslüge in der Form leisten würde nach Dieselgate, wage ich zu bezweifeln. Dass der 2 Liter in der größten Ausbaustufe nicht so viel oder wenig verbrauchen kann wie der 1,6 Liter TDCI sollte jedem klar sein. Sind aber fast gleich niedrig angegeben. Aus CO2 Steuer Gründen 😉 Der 1,6 Liter Diesel lief 2,5 Jahre mit 5,5 – 6 Liter bei uns im Fuhrpark. Der 2 Liter Diesel nimmt sich genau einen Liter mehr in flüssiger Form. Wobei ich 6,5 – 7 Liter nicht schlecht finde. D-Zug Tempo auf Langstrecke auf der Autobahn quittiert er mit bis zu 10 Liter. Auch das geht in Ordnung. Da fährt er in der 6 Zylinder Dieselliga mit – beim Verbrauch wie bei der Performance.

Die diversen Mängel, die der Wagen am Anfang hatte, wurden vom Autohaus perfekt erledigt. Fragt sich, ob unser STD ein Ausrutscher war (man hatte den Eindruck, dass es bei Ford Mitte 2016 bei den leistungsstarken Modellen etwas unsortiert zugeht) oder ob die Faceliftserie leichte Qualitätsschwächen hat. Bisher trat nichts mehr Neues auf. Der Wagen zieht zuverlässig seine Bahn. Nichts anderes erwarte ich aber.

Den Tempomat vermisse ich immer noch sehr, weil der STD dann ein grandioser Reisewagen wäre. Aber z.B. Bozen übern Brenner heim ständig auf den Tacho zu schauen, damit man kein Tempolimit reißt, nervt einfach kollosal. Insbesondere wenn man die gesetzlichen Tempolimits so schnell und leise verlässt, wie beim STD. Diverse Speedtickets sollte man einplanen. Es geht dann schnell, weil sich auch am Drehzahlmesser so gut wie nichts ändert. Das nutzbare Drehzahlband ist von 1700 – 3600. Darüber ist die Leistungsabgabe homeopathisch. Unter 1500Umin wird er unwillig.

Wer viel Stadtverkehr oder 30er Zonen Verkehr fahren muss, ist mit dem Wagen völlig falsch bedient. Der erste Gang ist dann angesagt und man dreht ihn sehr hoch oder würgt ihn im zweiten Gang fast ab. Dazwischen gibt es wenig. Das ist ein klarer Autobahn/ Schnellstrassenwagen. Er hat auch Überholprestige. Man macht ihm Platz. Teilweise mehr, als meinem RS.

Ansonsten ist der Wagen ein echter Brummer. Groß und schwer. In einer Einzelgarage wird es richtig eng, die Türe noch aufzubekommen, ohne an die Wand anzustoßen.

Seine Optik fällt aber überall auf. Der Wagen ist ein Hingugger. Insbesondere hier im Audi Land gleich bei ABT ums Eck. Mag in Köln vielleicht anders sein. Aber ein scharfer Ford fällt hier schon auf. Und die Farbe „Grundierung“ sowieso.


Themen: Allgemein, Focus RS

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