Ich trage seit ewigen Zeiten das Autovirus in mir und seit langer Zeit eine behandlungsresistente Form davon – Mustang. Da wird schnell die übrige Welt vergessen, wenn sich die Gelegenheit bietet, leichtsinnige Autoenthusiasten in die Abhängigkeit mitzunehmen.
Dabei liebe ich den puren Mustang. Schon auf dem Kettcar hatte ich ziemlich genaue Vorstellungen über eine gedachte Hülle. Coupé, lange Haube, kurzer, knackiger Hintern und einfach sollte alles sein. Ich wollte lenken, fahren und erdachte mir die obligate Schaltung, wie es bei Vaters Auto war. Die Verbindung zum Maschinenraum über die rechte Hand. Geil.
Mein Autoenthusiast, der sich bereits in höchst gefährlicher Nähe zum Virus befand fuhr bisher einen schicken Mercedes, über 300 PS, Coupé und ja, Automatik. Im Mercedes passt das schon seit Jahrzenten sehr gut aber im Mustang, nach Bullitt und Co, eher nicht, oder? Der 2018er Vorführmustang war jedenfalls mit allem beladen was Ford im Augenblick so bietet für das erfolgreiche Sportcoupé. 450 PS, Mäusekino, MagneRide und 10-Gang-Automatik. Fährt man bereits einen S550 mit dem Coyote-Herz fühlt sich im neuen Mustang alles sehr vertraut an. Gut, als ausgewiesenes Spielkind bleibst du im hippen Digitalcockpit hängen und spielst erst einmal eine Runde Starterliste auf einer 747-400. Der Tower gab dann irgendwann auch die Starterlaubnis und du legst „D“ wie „Dauer“ für uns Deutsche oder „Drive“ für den Rest der Welt ein. Die ersten Meter auf der Straße fühlten sich ungewohnt an. Meine rechte Hand zuckte am Anfang leicht bei der Beschleunigung. Dieses Zucken drückte allerdings eher eine Irritation aus als den Wunsch nach einem Eingriff in das Kraftwerk. Die Irritation entsteht dabei durch das fast unmerkliche Hochdrehen und den absolut smoothen Gangwechsel. Ich vertraute dem Auto schon auf den ersten Metern. Einzig das Orange Fury auf dem 2018er sorgt auf der optisch vom Fahrersitz aus kürzer gewordenen Haube für ein paar aufregende Momente. Wo sind eigentlich meine beiden Haubenwellen, die der bisherige 2015er so stolz durch den Wind schob? Weg, alles glatt hier bis auf die beiden Fake-Lufteinlässe.
Der große Vorteil des Automatikgetriebes sind die sehr dichten Abstufungen zwischen den Gängen. Der unmerkliche Gangwechsel, stetig im optimalen Drehzahlbereich des Coyote, ist mit dem neuen 6-Gang-Schaltgetriebe nicht zu schlagen. Ich möchte sogar noch etwas weitergehen. Der manuell geschaltete Coyote der Gen3 wirkt schon fast ein wenig bequem im direkten Vergleich. Vielleicht aber betrachten nicht wenige Mustang-Fahrer ihr Auto als eine Art wildes Tier, das man fühlen und hören will. Dafür braucht es eben die natürliche Gangwahl, manuell, merklich, nachvollziehbar bis zur letzten Haarspitze. Dabei verzeihen wir dem Handschalter die längeren Abstufungen, dem Coyote ist das aber fast egal. Wimpernschläge sind etwas für Porschefahrer, der Mustang hämmert eher ungeschminkt durch die Straßen.
Am Ende kann der Käufer mit beiden Optionen nichts falsch machen. Du bleibst Vollblut-Enthusiast egal ob mit Automat oder Schalter. Beide bringen ganz viel Spaß. Die Automatik eben auch für deine Tochter mit noch sehr jungem Führerschein oder für dich wenn du einen unkonzentrierten Tag erwischt hast. Der Computersteuerung sei dank. Ich persönlich überlasse die 10-Gang-Automatik vor allem den neuen Mustang-Fahrern. Sie sollen ein perfektes Auto fahren und schnell alle Autos davor vergessen. Das gelingt mit der neuen Ausstattung, MagneRide und eben dem Automaten ganz wunderbar. Hat mein Autoenthusiast den Mustang gekauft? Natürlich, kommt im Herbst, mit 10-Gang-Automatik und MagneRide. Glückwunsch!
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