Analyse Kowalski

von Kowalski | am 23 Jun 2018

Vor einer Woche durfte man noch ganz fest an eine Wiederholung des Le Mans Sieges von 2016 glauben. Die Ford GT waren gut vorbereitet und die Piloten in Bestform. Wir befinden uns in der dritten Saison, Kinderkrankheiten oder Unerfahrenheit kann es nicht mehr geben. Kann es nicht? Gibt es aber. Dabei existiert kein Zeitplan wann ein Team, das Auto und alle Fahrer auf 100% sind. An dieser Stelle wollen wir uns keinen Spekulationen hingeben, sondern richten unseren Fokus kurz auf den stärksten Konkurrenten Porsche. Die Zuffenhausener brachten ihr Auto in der letzten Saison komplett neu auf die Strecke. Der 911 RSR entwickelte sich nach wirklich sehr kurzer Zeit zu einem Top-Renner in seiner Klasse. Das alles unter den Händen eines sehr souveränen Teams mit meist aufgehender Strategie. So ist der Lauf des Rosa Schweinchens und seiner Verteidigung, des Rothmans Porsche auf P2 kein Zufall. Der Erfolg ist die Summe aller Mitstreiter. Fahrer, Auto, Team.

 

Das Ergebnis für Ford in Le Mans lässt bedauerlicherweise daran zweifeln, dass diese Zutaten für einen Sieg alle an Bord waren. Schon das Qualifying lief nicht sauber. Vielleicht wollte man nicht sofort die volle Leistung bringen, doch das unkalkulierbare Wetter machte es später unmöglich, die Rundenzeiten noch zu toppen. Wenn es eine Strategie im Ganassi Team gab – sie ging nicht auf. Im Rennverlauf mag Porsche dann nach etwa vier Stunden durch das Safety Car einen sehr guten Zeitgewinn geschenkt bekommen haben. Das war sicherlich Glück aber auch das gehört zum Motorsport.

 

Der Ford GT mit der #68 fraß zwar dann zwischendurch diesen Vorsprung, lieferte sich sogar einen außergewöhnlich spannenden Fight mit dem an P2 liegenden Rothmans-Porsche, doch später vergrößerte sich der Abstand wieder. An dieser Stelle darf spekuliert werden: wäre die #68 während der Aufholjagd zu sehr beansprucht worden – beide Autos und die Piloten bewegten sich am Limit – hätte ein Ausfall die Podiumschancen schnell schmelzen lassen. Schon zu diesem Zeitpunkt war offensichtlich die Rettung des P3 oberste Priorität. Klingt jetzt nicht nach ausgefeilter Strategie, eher nach einer aufgezwungenen Spontanentscheidung.

 

Le Mans 2018 blieb wiederrum für Ganassi nicht ohne Ausfall oder Teampannen. #69 musste mit Elektronikschaden in der Box abgestellt werden. Der vierte Platz der #67 wurde aufgrund einer Zeitstrafe zu einem P12 mit weitreichenden negativen Folgen für WM-Punktekonto. Was war passiert? Die drei Piloten eines jeden Autos müssen mindestens für sechs Stunden hinter dem Steuer des Ford GT sitzen. Der Brasilianer Kanaan absolvierte jedoch nur 5h.16. Da hatte wohl einer den Wecker nicht gestellt. Unglaublich werden sich die Fans gedacht haben. Wir wissen, dass schon in der Vergangenheit ähnliche Pannen aufgetaucht sind – Feuer während eines Tankvorgangs, zu schnelles Fahren in der Boxengasse, Elektronikprobleme nach dem Umbau der Scheinwerfer, Rempeleien auf der Strecke. Die Aufzählungen könnten sicher noch ergänzt werden. Alles vielleicht keine kapitalen Fehler, im Hinblick auf die sehr geringen Unterschiede dank BoP jedoch schnell entscheidend für das Gesamtergebnis. Chip Ganassi wird uns zukünftig hoffentlich eines Besseren belehren, denn dritte Plätze münden kaum in den von den Fans erwarteten Gesamtsieg.


Keine Kommentare

Du mußt eingeloggt sein um zu kommentieren.


Archiv