Da fuhr ich doch sehr gerne zu einem US-Car-Meeting in Bochum. Völlig selbstverständlich bog ich auf das Ausstellungsgelände ein und – kam nicht drauf. Zugegeben, es war schon nach HighNoon, der Platz war voll aber für Gen6-Mustangs wohl etwas voller als voll. Ausweichmöglichkeit war dann der Baumarktplatz gegenüber. Auch hier waren schon ein paar interessante US-Cars vertreten und glänzten in der prallen Sonne. Das wiederum wollte ich meinem StockBeau nicht antun. Ich parkte im Schatten – gaaaaanz hinten.
Vom besagten Baumarktparkplatz hatte der Veranstalter zu den “echten” US-Cars die Hürde einer vierspurigen Schnellstraße mit Straßenbahnlinie gelegt. Etwas umsichtiger als sonst während einer Straßenüberquerung, gelang es mir dieses Hindernis zu nehmen. Zügig betrat ich die echte US-Car-Area. Hier standen jetzt eine ganze Anzahl wirklich sehr interessanter, authentischer oder teils besonders gut restaurierter Amis auf dem Platz. MOPARS, Trucks und selbstverständlich Mustangs – Gen1, 2 und 3. Männer und Frauen gaben sehr freundlich Auskunft über ihre Schätzchen, die Stimmung war gut, man gab sich locker in der Community. Die Community, ja, die hörte gefühlt aber bei der Mustang-Gen3 auf. In den letzten Jahren sahst du zwar noch ein paar Gen4 und 5 aber auch diese werden selten auf solchen gemischten Treffen. Viele der beiden Generationen sind bereits den Weg der Wiederverwertung gegangen, andere gut erhaltende Exemplare werden selten. Eigentlich findest du jetzt eher Gen5 von echten US-Car-Enthusiasten. Viele der Besitzer hegen und pflegen, basteln nicht rum, kleben nicht drauf sondern erhalten. Gut so!
Davon ist eine große Anzahl von Gen6-Eigner noch meilenweit entfernt. Vielen Seiteneinsteigern ist schlicht nicht bewusst, was es heißt einen Mustang zu fahren, zu pflegen und mit ihm angemessen umzugehen. Da wird munter tiefer gelegt, Gummilappen auf auf Felgen gezogen, Gimmicks auf die Haube geklebt oder das komplette Auto in mehr oder weniger fantasievolle Ganzkarosseriekondome gewickelt. Schauderhaft und in vielen Fällen schlicht grässlich-hässlich. Von den Treffen früh abgefahren wird meist mit einem irren Getöse. Das Publikum wendet sich peinlich berührt ab.
Haben wir das kommen sehen als die Gen6 über alle Ford-Händler verkauft wurde und Leute Mustang fahren, die bisher eher nur “Need for Speed” gedaddelt haben oder mit Cowboyhüten in ihren Autos sitzen? Nein, in diesem Ausmaß war die heutige Situation nicht vorherzusehen. Wir sind davon ausgegangen, dass der Spirit des Mustang überspringt. Die Fahrer schlicht verstehen was es heißt einen Mustang zu fahren. Ein Stück Tradition zu lenken. Cool zu sein, souverän zu sein, genießen und verstehen was Mustang ist. Ich persönlich hätte das in diesem Ausmaß nicht kommen sehen, obwohl die Szene vor mehr als 13 Jahren mit der Gen5 ähnliches erlebte.
Zu den schönsten Autos der Szene gehörten auch immer schon die Mustangs. Nicht die fettesten Maschinen oder breitesten Karossen. Ich denke dabei an Autos, die Männer und Frauen geil finden. Die Design in Form und Farbe gnadenlos besser drauf haben als manche Konkurrenten. Die sympathisch wirken, interessant sind, in denen alle eine Runde drehen wollen. Die Mustangs, die Mustangs sind. Pur und direkt aus Flat Rock und fertig. Hier entsteht Gemeinschaft über Auto-Enthusiasmus, unverfälscht, fast natürlich. Es geht um das pure Gefühl, nicht um Extrawürste. Keiner will sich absetzen oder um jeden Preis fetter sein. Wir fahren Mustang, egal welches Baujahr, egal welche Maschine. Wir haben das Gefühl für die Community, wir schneiden nicht auf, wir erkennen an. Das geht heute leider immer häufiger verloren, verloren in der Individualität um jeden Preis. Nicht selten mündet dabei der Einzelne bedauerlicherweise in der Separation. Eine in meinen Augen höchst bedauerliche Entwicklung. Der einzige Weg daraus, ist sich schnellstens wieder auf die Szene zu besinnen. Wir sind alle US-Car-Enthusiasten, ohne Starallüren, ohne Arroganz, mit Stallgeruch und Offenheit für alle anderen US Car Fans. Solange das von einem großen Teil der GenSixer nicht verstanden wird, stehen die Autos halt hinten im Schatten.
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