Flotter auf Schotter: M-Sport auf Platz 3 in Mexiko

von Kowalski | am 11 Mrz 2019

P3, ein Platz auf dem Podium kann in diesem Jahr gar nicht hoch genug bewertet werden. M-Sport spielt, trotz deutlich kleinerem Budget, ganz vorne mit im Rallyezirkus. Evans fuhr sogar eine ganze Zeit auf P2 und lag dann am Ende nur gut 9 Sekunden hinter Tänak auf Toyota. Für Evans war das in einem Interview nach dem Rennen zwar eine Enttäuschung. Solche Statements sind aber sicherlich dem noch anhaltenden Adrenalinspiegel geschuldet. Man hatte am Tag zuvor Tänak zu nah an sich rankommen lassen und später dann mit der Reifenwahl daneben gelegen. Sicherlich ist da noch Luft nach oben aber insgesamt dürfen alle Protagonisten schwer zufrieden sein. In diesem Jahr ist die Konkurrenz mit erstklassigen Piloten und sehr guten Autos unterwegs. Podiumsplätze werden aller Voraussicht nach in dieser Saison eher selten sein. Ein Grund mehr sich über die Leistung aller im Team zu freuen.

KÖLN – Auf geht’s zur Fiesta Mexicana: Die Rallye Mexico läutet die Schotter-Saison in der Rallye-Weltmeisterschaft ein. M-Sport Ford will in den Höhenlagen des nordamerikanischen Gastgeberlandes das Potenzial des rund 380 PS starken World Rally Cars unter Beweis stellen, das auf dem in Köln-Niehl produzierten Kleinwagenmodell Fiesta basiert. Was in dem kompakten Turbo-Allradler steckt, konnten Elfyn Evans/Scott Martin und Teemu Suninen/Marko Salminen vor gut zwei Wochen bereits in Schweden aufzeigen: Auf fünf der 19 Wertungsprüfungen (WP) der unter schwierigen Vorzeichen stehenden Winter-Rallye setzten sie die Bestzeit, Suninen übernahm mit einer eindrucksvollen Vorstellung sogar erstmals in seiner noch jungen Karriere die Führung eines WM-Laufs. Und auf Schotter, da ist sich das Traditionsteam aus Dovenby Hall in der englischen Grafschaft Cumbria nach einem zweitägigen Test in den Bergen nördlich von Barcelona sicher, hat der Fiesta WRC noch mehr zu bieten.

Der Vorbereitung war damit aber noch nicht genug: Zwei weitere Tage hat M-Sport mit dem Hightech-Boliden in der hochmodernen Klimakammer von Ford im britischen Dunton zugebracht. Dies diente in erster Linie der Abstimmung des 1,6 Liter großen EcoBoost-Turbo-Benzindirekteinspritzers auf die speziellen Bedingungen der Rallye Mexiko, die so hoch hinaus führt wie kein anderer Lauf im WM-Kalender – die 21 Prüfungen schrauben sich bis auf eine Höhe von mehr als 2.700 Meter über Meeresspiegel. Da wird nicht nur für Menschen die Luft knapp, auch die Motoren büßen bis zu 20 Prozent ihrer Leistung ein.

Dies macht es für die Fahrer auf den sehr technischen, nur selten Fehler verzeihenden Schotterpisten rund um das Rallye-Zentrum León noch schwieriger – zumal sie ohnehin großen Belastungen standhalten müssen: Die für die zahlreichen Zuschauer entlang der Strecken sehr angenehmen 30 Grad Celsius, die für den mexikanischen Bundesstaat Guanajuato im Frühjahr typisch sind, verwandeln sich in den Cockpits schnell in 50 Grad. Der dritte WM-Lauf der Saison verlangt den Akteuren also auch physisch einiges ab.

„Uns steht die erste Schotter-Rallye des Jahres bevor, und ich bin schon ganz gespannt, was wir in Mexiko erreichen können“, erläutert M-Sport-Teamchef Richard Millener. „Das wir um die Spitzen mitkämpfen wollen, daran haben wir bereits in Schweden keinen Zweifel aufkommen lassen – mit fünf WP-Bestzeiten waren wir nicht vor Ort, um die Teilnehmerliste aufzufüllen. Wir peilen Topresultate an und unsere Chancen stehen gut, dies auch am kommenden Wochenende aufzuzeigen. Elfyn Evans und Teemu Suninen sind auf jeden Fall schnell genug und unsere Startposition für die erste Etappe sollte uns in die Karten spielen. Wir müssen es nur umsetzen und an unserer Konstanz arbeiten.“

Elfyn Evans / Scott Martin (Ford Fiesta WRC, Startnummer 33); WM-Rang: 7; Rallye-Mexiko-Starts: 4. Bestes Ergebnis: Platz 4 (2014 und 2015)

Gleich zwei Mal ist Elfyn Evans in Mexiko nur knapp an einem Podestplatz vorbeigeschrammt: 2014 und 2015 belegte der Waliser jeweils den vierten Rang. Gemeinsam mit seinem Beifahrer Scott Martin will der 30-Jährige aus Dolgellau nun einen Pokal aus Amerika mit nach Hause bringen.

„Ich mag die Rallye Mexiko und habe dort in den vergangenen Jahren mehrfach gute Resultate eingefahren“, betont Evans. „Nur mit dem Podium hat es noch nicht geklappt. In dieser Saison wollen wir erneut ein Topergebnis erzielen. Dass der Ford Fiesta WRC schnell genug ist, konnte das Team zuletzt in Schweden unter Beweis stellen. Darauf müssen wir in Mexiko aufbauen. Auf der ersten Etappe sollten wir von unserer Startposition profitieren, das wollen wir nutzen. Aber diese Rallye ist nicht ohne, sondern stellt mit den hohen Temperaturen und den rauen Pisten Mensch und Material vor große Herausforderungen. In den Höhenlagen wird es besonders schwierig, dann fehlt uns bis zu ein Fünftel der Motorleistung. Darauf müssen wir den Stil anpassen und besonders weich und rund fahren. Wer zu aggressiv agiert, wird das Auto überstrapazieren.“

Teemu Suninen / Marko Salminen (Ford Fiesta WRC, Startnummer 3); WM-Rang: 16; Rallye-Mexiko-Starts: 2. Bestes Ergebnis: Platz 9 (2016)

Mit seinen 25 Jahren gilt Teemu Suninen auf Rallye-WM-Ebene noch immer als Nachwuchsfahrer – und dass er das Zeug hat, im Konzert der ganz Großen dieses Sports den Ton anzugeben, hat der Finne zuletzt in Schweden gezeigt: Da übernahmen Suninen und Copilot Marko Salminen im Laufe der ersten Etappe mit großartigen WP-Zeiten die Führung. Die Rallye Mexiko kennt Suninen relativ gut. 2016 gewann er rund um León die WRC 2-Wertung, im vergangenen Jahr war er bereits mit einem World Rally Car am Start und muss daher auch in puncto Aufschrieb nicht bei Null anfangen.

„Leider lassen sich die WM-Rallyes in Schweden und Mexiko nicht miteinander vergleichen, dennoch würden wir natürlich auch in Nordamerika gerne mit einer starken Vorstellung glänzen“, kommentiert der junge Mann aus Tuusula. „Von unseren Tests in den Höhenlagen Spaniens habe ich ein gutes Gefühl für den Fiesta WRC auf Schotter mitgenommen, auch wenn die Temperaturen natürlich nicht die Hitze von Mexiko widerspiegeln konnten. Das Team hängt sich bei der Weiterentwicklung des Autos unheimlich rein, wir arbeiten wirklich hart. Aber es ist wie vor der Rallye Schweden: Wir wissen natürlich nicht, was die Konkurrenz gemacht hat – da bleibt immer etwas Unsicherheit. Vor 14 Tagen hat sich die Mühe ausgezahlt. Ich hoffe, dies wird in Mexiko genau so sein. Unsere spätere Startposition muss nicht automatisch einen Vorteil bedeuten, denn die Wagen vor uns werden vermutlich eine Menge Steine ausgraben. Für uns kommt es darauf an, sauber, konstant und schnell zu sein.“


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